Russisch-Orthodox auf deutsch
Ein Keller in Berlin-Lankwitz mit 20 Betenden: Die russisch-orthodoxe Gemeinde des Heiligen Isidor spricht deutsch, nicht alle haben einen russischen Hintergrund. Wie eine kleine Familie fühlt sich die Gruppe, der Pfarrer reist extra aus Weimar an.
Durch die schmalen Fenster unter der Decke fällt das Tageslicht in schrägen Strahlen in den Gewölbekeller. Die schwere Luft riecht nach Weihrauch. An den Wänden schimmert das Gold der Ikonen. Darunter stehen ein paar Stühle. Die meisten sind leer, denn ein orthodoxer Gottesdienst wird im Stehen zelebriert. Etwa 20 Betende sind im Raum. Zwischen den Strophen der Predigt beugen sich einige vor, berühren mit der rechten Hand den Boden und bekreuzigen sich dann - nach orthodoxer Art: Stirn, Brust, rechts, links.
Mann: "Meine Frau ist russisch-orthodox und dann habe ich mich irgendwann auch entschieden, diesem Glauben beizutreten. Ich war früher mal katholisch gewesen, dann bin ich ausgetreten aus der Kirche, weil dort mir vieles nicht gefallen hat. Hier empfinde ich, dass es auch wärmer ist, hier laufen die Kinder rum."
Frau: "Ich bin orthodox aus einer russisch-deutschen Familie. Von meines Vaters Seite gab es einen russischen Strang und von der Mutter her den deutschen Strang und die haben sich in mir vereint."
Mann: "Diese normalen kirchenslawischen Gottesdienste sind ja eher nur von Russen. Und ich bin ja nur "halber" Russe. Und ich finde, es ist gut, wenn man auch versteht, was gesagt wird."
Die Betenden stehen im Kellergeschoss der byzantinischen Kapellen des Klosters der Christkönigschwestern im Berliner Stadtteil Lankwitz. Hier trifft sich ein Mal im Monat die russisch-orthodoxe Gemeinde des Hl. Isidor zum Sonntagsgottesdienst. Vor einer mit Bildern ausgeschmückten Trennwand steht der Pfarrer. Er ist um die 50, kräftig, blond, trägt einen kurz gestutzten Vollbart und ein rotes Gewand mit goldenen Stickereien, die im Kerzenlicht glitzern.
Ein bis zwei Mal im Monat fährt Pfarrer Michail Rahr von Weimar nach Berlin. In Weimar steht Rahr, selbst Sohn russischer Emigranten, einer russischsprachigen Gemeinde vor, in Berlin betreut er die deutschsprachige:
"Die ist eine Familie geworden für viele Deutsche, die dem orthodoxen Glauben angehören, die aber nicht ihre festen Wurzeln in einer russischen oder griechischen oder serbischen Gemeinde haben können."
Es hat schon einen Grund, warum bei der Gründung der Gemeinde vor zehn Jahren ausgerechnet der Heilige Isidor zum Patron gewählt wurde - ein Brandenburger, der im Mittelalter vom Katholizismus zum russisch-orthodoxen Glauben konvertierte und in Russland einige Heilungswunder vollbracht haben soll. Viele der Gemeindemitglieder haben erst als Erwachsene den russisch-orthodoxen Glauben für sich entdeckt, erzählt Soran Atanasovic, ein pensionierter Lehrer mit serbischen Wurzeln. Mit dem Russisch, oder gar dem Kirchenslawisch, der Sprache der orthodoxen Liturgie, hätten viele Probleme.
Mann: "Die haben die Gemeinde gegründet, weil wir in der Kathedrale bemerkten, dass es eine relativ große Gruppe von Personen gibt, die mit Russinnen verheiratet sind, die anderen mit Serben verheiratet oder zweisprachig sind und in der Kathedrale immer nur Altkirchenslawisch hören und es gar nicht verstehen können. Deswegen sagten die deutschsprachigen Leute, wir sollten uns separatisieren."
Als eines der größten Probleme der jungen Gemeinde erwies sich die Suche nach dem geeigneten Ort, erinnert sich Pfarrer Michail Rahr:
"Wir befinden uns hier in einem katholischen Kloster und in den 60er-Jahren hat es hier eine mit Rom unierte christliche Gemeinde aus dem mittleren Osten gegeben und die haben Gottesdienste gefeiert. Hier in der byzantinischen Kapelle - die sieht äußerlich wie eine orthodoxe Kirche, ist also für unsere Zwecke bestens geeignet. Unser Gemeindemitglied Katharina ist hier mal vorbei gekommen, hat ihre Fühler ausgestreckt und wir wurden sehr herzlich hier aufgenommen."
Nach dem Gottesdienst versammeln sich die Gemeindemitglieder im Raum nebenan. Auf einer langen Tafel stehen Salzstangen, vegetarische asiatische Suppe mit Koriander, Tee und Gebäck.
Mann: "Das wird immer gemacht nach dem Gottesdienst. Nach der Liturgie wird meistens geredet ... weil wir Freunde sind, weil ich durch diese verschiedene Nationalitäten es spannend finde, wenn ich hier mit Russinnen rede, wenn die Silvana aus Mazedonien stammt ... "
Michail Rahr sitzt auf dem Ehrenplatz inmitten der langen Tischseite, sein liturgisches Gewand hat er gegen einen schwarzen Alltags-Talar getauscht. Dass der Gottesdienst anstrengend war, merkt man dem Pfarrer an - er ist etwas verschwitzt, die Schultern hängen, aber Michail Rahr lächelt nach links und nach rechts, während er eilig einen Teller Suppe isst. Viel Zeit hat der Pfarrer nicht - bevor er zurück nach Weimar aufbricht, hat Michail Rahr noch viele Termine und auch private Gespräche mit seinen Gemeindemitgliedern:
"Da ist es wirklich wie ein Geschenk von oben, dass wir nicht nur die Gottesdienste, sondern auch nach dem Gottesdienst die Gemeinschaft pflegen können. Praktisch so wie in der Urkirche das der Fall gewesen ist."
Mann: "Meine Frau ist russisch-orthodox und dann habe ich mich irgendwann auch entschieden, diesem Glauben beizutreten. Ich war früher mal katholisch gewesen, dann bin ich ausgetreten aus der Kirche, weil dort mir vieles nicht gefallen hat. Hier empfinde ich, dass es auch wärmer ist, hier laufen die Kinder rum."
Frau: "Ich bin orthodox aus einer russisch-deutschen Familie. Von meines Vaters Seite gab es einen russischen Strang und von der Mutter her den deutschen Strang und die haben sich in mir vereint."
Mann: "Diese normalen kirchenslawischen Gottesdienste sind ja eher nur von Russen. Und ich bin ja nur "halber" Russe. Und ich finde, es ist gut, wenn man auch versteht, was gesagt wird."
Die Betenden stehen im Kellergeschoss der byzantinischen Kapellen des Klosters der Christkönigschwestern im Berliner Stadtteil Lankwitz. Hier trifft sich ein Mal im Monat die russisch-orthodoxe Gemeinde des Hl. Isidor zum Sonntagsgottesdienst. Vor einer mit Bildern ausgeschmückten Trennwand steht der Pfarrer. Er ist um die 50, kräftig, blond, trägt einen kurz gestutzten Vollbart und ein rotes Gewand mit goldenen Stickereien, die im Kerzenlicht glitzern.
Ein bis zwei Mal im Monat fährt Pfarrer Michail Rahr von Weimar nach Berlin. In Weimar steht Rahr, selbst Sohn russischer Emigranten, einer russischsprachigen Gemeinde vor, in Berlin betreut er die deutschsprachige:
"Die ist eine Familie geworden für viele Deutsche, die dem orthodoxen Glauben angehören, die aber nicht ihre festen Wurzeln in einer russischen oder griechischen oder serbischen Gemeinde haben können."
Es hat schon einen Grund, warum bei der Gründung der Gemeinde vor zehn Jahren ausgerechnet der Heilige Isidor zum Patron gewählt wurde - ein Brandenburger, der im Mittelalter vom Katholizismus zum russisch-orthodoxen Glauben konvertierte und in Russland einige Heilungswunder vollbracht haben soll. Viele der Gemeindemitglieder haben erst als Erwachsene den russisch-orthodoxen Glauben für sich entdeckt, erzählt Soran Atanasovic, ein pensionierter Lehrer mit serbischen Wurzeln. Mit dem Russisch, oder gar dem Kirchenslawisch, der Sprache der orthodoxen Liturgie, hätten viele Probleme.
Mann: "Die haben die Gemeinde gegründet, weil wir in der Kathedrale bemerkten, dass es eine relativ große Gruppe von Personen gibt, die mit Russinnen verheiratet sind, die anderen mit Serben verheiratet oder zweisprachig sind und in der Kathedrale immer nur Altkirchenslawisch hören und es gar nicht verstehen können. Deswegen sagten die deutschsprachigen Leute, wir sollten uns separatisieren."
Als eines der größten Probleme der jungen Gemeinde erwies sich die Suche nach dem geeigneten Ort, erinnert sich Pfarrer Michail Rahr:
"Wir befinden uns hier in einem katholischen Kloster und in den 60er-Jahren hat es hier eine mit Rom unierte christliche Gemeinde aus dem mittleren Osten gegeben und die haben Gottesdienste gefeiert. Hier in der byzantinischen Kapelle - die sieht äußerlich wie eine orthodoxe Kirche, ist also für unsere Zwecke bestens geeignet. Unser Gemeindemitglied Katharina ist hier mal vorbei gekommen, hat ihre Fühler ausgestreckt und wir wurden sehr herzlich hier aufgenommen."
Nach dem Gottesdienst versammeln sich die Gemeindemitglieder im Raum nebenan. Auf einer langen Tafel stehen Salzstangen, vegetarische asiatische Suppe mit Koriander, Tee und Gebäck.
Mann: "Das wird immer gemacht nach dem Gottesdienst. Nach der Liturgie wird meistens geredet ... weil wir Freunde sind, weil ich durch diese verschiedene Nationalitäten es spannend finde, wenn ich hier mit Russinnen rede, wenn die Silvana aus Mazedonien stammt ... "
Michail Rahr sitzt auf dem Ehrenplatz inmitten der langen Tischseite, sein liturgisches Gewand hat er gegen einen schwarzen Alltags-Talar getauscht. Dass der Gottesdienst anstrengend war, merkt man dem Pfarrer an - er ist etwas verschwitzt, die Schultern hängen, aber Michail Rahr lächelt nach links und nach rechts, während er eilig einen Teller Suppe isst. Viel Zeit hat der Pfarrer nicht - bevor er zurück nach Weimar aufbricht, hat Michail Rahr noch viele Termine und auch private Gespräche mit seinen Gemeindemitgliedern:
"Da ist es wirklich wie ein Geschenk von oben, dass wir nicht nur die Gottesdienste, sondern auch nach dem Gottesdienst die Gemeinschaft pflegen können. Praktisch so wie in der Urkirche das der Fall gewesen ist."