"Das machen Rocker gerne"

Der russische Motorradclub "Nachtwölfe" legt heute in Berlin Kränze am sowjetischen Ehrenmal in Treptow nieder. So ein "Memorial-Run" sei etwas ganz Normales in der Rocker-Kultur, meint Michael Ahlsdorf von den "Biker News" und warnt vor Panikmache.
In Deutschland wird das Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai begangen. In Russland geschieht das traditionell am 9. Mai: Es ist der Tag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg, er gilt als wichtigster nationaler Feiertag des Jahres.
Zum Jahrestag des Kriegsendes sind die "Nightwolves", die "Nachtwölfe" nach Berlin gekommen – jener skurril anmutende russische Motorradclub mit guten Beziehungen zu Präsident Putin. Sie wollen in Treptow Kränze am Ehrenmal des gefallenen sowjetischen Soldaten niederlegen.
Die "Nightwolves" spielten in der Rocker-Szene eine ganz eigene Rolle, sagte Michael Ahlsdorf im Deutschlandradio Kultur. Er ist Chefredakteur des Fachmagazins "Bikers News":
"Es ist vor allen Dingen ein intensiveres religiöses Verhältnis, das die russischen Rocker haben. National oder nationalistisch sind eigentlich alle, die Amerikaner sowieso. Die Deutschen haben natürlich eher ein gebrochenes Verhältnis zum Nationalismus. Aber die Russen sind da sehr ausgeprägt, sehr nationalistisch."
Bei der Auseinandersetzung mit den "Nachtwölfen" zeigten sich zwei bürgerliche Urängste, meinte Ahlsdorf: die Angst vor Rockern und die Angst vor den Russen, die bei manchen Menschen in Berlin "direkt im Genmaterial" stecke. Man sollte das Ereignis in Treptow nicht überbewerten und keine Panik verbreiten:
"Das macht die Nachtwölfe eigentlich so interessant. Denn das, was da stattfindet, ist eigentlich etwas ganz Normales in der Rocker-Kultur. Es ist ein 'Memorial-Run'. Das machen Rocker gerne, die fahren zu Gedenkstätten ihrer Länder, wo Soldaten aus ihren Ländern gefallen sind und legen dort Kränze nieder. Das machen die Amerikaner so, das machen sogar die Deutschen so."