"Ich habe Bauchschmerzen, das humanitäre Hilfe zu nennen"
Der russische Konvoi an der Grenze zur Ukraine sollte unter die Führung des Internationalen Roten Kreuzes gestellt werden, fordert "Cap Anamur"-Gründer Rupert Neudeck. Andersfalls handele es sich bei der Aktion um eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.
Der Gründer Hilfsorganisation "Cap Anamur", Rupert Neudeck, zeigt sich besorgt über den russischen Hilfskonvoi an der Grenze zur Ukraine. "Nicht jede humanitäre Hilfe, auf der humanitäre Hilfe draufsteht, ist eine solche. Das gilt auch für diesen Konvoi", sagte Neudeck in der Sendung "Studio 9" im Deutschlandradio Kultur. Dieser Konvoi sei wie ein "Kaninchen aus dem Hut" hervorgezaubert worden. Doch handele es sich dabei im Grunde um die Fortsetzung des dort "leise schwelenden Krieges" mit anderen Mitteln.
"Solange sich die russische Seite nicht sofort und unmittelbar und ohne jede Einschränkung auf die Führung dieses Konvois durch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes einlässt, habe ich die größten Bauchschmerzen, das weiter humanitäre Hilfe zu nennen."
Die große Chance der humanitären Bewegung sei seit ihrer Gründung das "unmittelbare Charisma der totalen Unabhängigkeit" gewesen, sagte Neudeck am heutigen "Welttag der humanitären Hilfe":
"Es ist keine staatliche Hilfe. Staatliche Hilfe ist immer abhängig. Und damit begibt man sich auch in ganz schwierige Situationen und kann andere nicht wahrnehmen. Wir sagen uns immer wieder: Wir dürfen niemals von jemandem ausgenutzt werden."
Die humanitäre Hilfe in einem Krisenland setze eine sehr gute politische Vorbereitung voraus, sagte Neudeck:
"Wir müssen alles wissen über das Land. Wir müssen Dinge erfahren, die wir hier gar nicht erfahren können. Bei dieser Arbeit haben wir uns immer wieder ganz klar machen müssen, dass gerade die humanitäre Bewegung eine sehr politische Aktivität ist. Sie ist aber keine parteiliche Aktivität. Das ist sehr wichtig, diese Unterscheidung