Russland

Eigener Blick aus Ostdeutschland

Russlands Präsident Wladimir Putin bei seiner jährlichen Pressekonferenz in Moskau.
Russlands Präsident Wladimir Putin bei seiner jährlichen Pressekonferenz in Moskau © AFP/Alexander Nemenov
Adriana Lettrari im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Russlands Präsident stellt sich in Moskau einmal im Jahr den Fragen der Journalisten. Es war eine vierstündige One-Man-Show. Die Politologin Adriana Lettrari sprach über ihre Beobachtungen einer kulturellen Nähe vieler Ostdeutscher zu Russland.
Unser Studiogast, die Politologin und Kommunikationswissenschaftlerin Adriana Lettrari wurde im ostdeutschen Neu-Strelitz geboren, wo damals mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus sowjetischen Soldaten bestand. Angesichts russischer Panzer und russischer Neubausiedlungen, die sie in den Medien sehe, habe ich sie eine Art Flashback-Erlebnis, sagte Lettrari.
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Adriana Lettrari zu Gast bei Deutschlandfunk Kultur © Karoline Scheer

Kulturelle Nähe

Es habe sie sehr an ihre Kindheit erinnert und daran, wie stark nach der Wende 1989 viele Bilder ausgetauscht worden seien. "Wenn fast 50 Jahre, bleiben wir mal bei Neu-Strelitz, jeder zweite ein russischer Soldat gewesen ist, das so in das kollektive Bewusstsein eingetreten ist und natürlich auch die Kultur großer Teil der eigenen geworden war, dass es eine ganz große kulturelle Nähe geben muss", sagte sie über ein verbreitetes Gefühl bei vielen Ostdeutschen. Diese kulturelle Nähe werde unbewusst gespürt, aber nicht ausdrücklich reflektiert, sagte Lettrari, die die Initiative Dritte Generation Ostdeutschland gründete.
"Das ist interessant, denn die Wahrnehmung in Nachbarländern, die mal Sowjetrepubliken waren, ist häufig eine andere", sagte der Journalist Thomas Franke, der mehrere Jahre in Moskau als Korrespondent gearbeitet hat. Er nannte Georgien oder vor allem auch die Ukraine. Franke schilderte aus eigener Anschauung den Ablauf der jährigen Pressekonferenz, bei der 1600 Journalisten anwesend sind.

Adriana Lettrari, geboren 1979 in Neustrelitz, ist in Rostock aufgewachsen. Sie studierte Politik- und Kommunikationswissenschaften und schrieb ihre Dissertation über die Abgeordnetenbüros im Deutschen Bundestag. Bis 2011 arbeitete Lettrari selbst als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag, als Fraktionsgeschäftsführerin im Landtag Mecklenburg-Vorpommern sowie als Systemische Beraterin bei Königswieser&Network. Sie war Mitgründerin der Initiative Dritte Generation Ostdeutschland und wurde für ihr zivilgesellschaftliches Engagement mit der Auszeichnung "Frau Europas 2016" geehrt.

Die ganze Sendung mit der Politologin Adriana Lettrari hören Sie hier: Audio Player

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