Solange sich der Shutdown darauf beschränkt, dass nur einzelne Dienste wie zum Beispiel Facebook oder Twitter in Russland abgeschaltet werden, ist es immer unterlaufbar. Man kann noch kommunizieren, solange noch Daten durchkommen. Das ist möglicherweise etwas mühsam, man muss sich etwas anstrengen und ein paar Dinge wissen, aber es geht.
Entkoppelung vom World Wide Web
"Facebook und Co. sind in Russland offline und verboten. Richtig problematisch würde es, wenn Russland die Internetverbindungen komplett kappen sollte, sagt Frank Rieger vom Chaos Computer Club." © Unsplash / Lars Kienle
Was passiert, wenn Russland aus dem Netz geht?
09:19 Minuten
Russland sperrt Facebook, TikTok und Co. Was wäre, wenn der Internet-Shutdown noch deutlich weiter geht und die Verbindung zu westlichen Services und Clouddiensten gekappt würde? Die Folgen wären dramatisch, sagt Frank Rieger vom Chaos Computer Club.
Seit einiger Zeit kursieren ernst zu nehmende Gerüchte, Russland werde nicht nur Facebook, TikTok und Netflix verbieten, sondern das Land bereite sich auf die Entkoppelung vom Internet insgesamt vor.
Das allerdings wäre ein Problem. Denn nicht nur private, kommerzielle und mediale Plattformen wären betroffen, auch die Grundlagen sämtlicher Infrastrukturen: Strom, Wasser, eigentlich alles. Wird Russland ein zweites Nordkorea, wo alle wichtigen digitalen Kommunikationsstränge gekappt oder streng reglementiert werden?
Kommunikation via Satellit unter Strafe
Betreiber von Plattformen werden derzeit offenbar aufgefordert, die sogenannten Name Services – die Auflösung des Domain-Namens zur IP-Adresse, nachdem man ihn in den Browser getippt hat – auf russische Ressourcen umzustellen, berichtet Frank Rieger vom Chaos Computer Club (CCC).
Des Weiteren sei als Alternative die Kommunikation via Satellit verboten und unter Strafe gestellt worden, wenn sie nicht über Stationen auf russischem Gebiet ablaufe. Das könne zum Problem werden: Denn wenn die physischen Internetleitungen von Russland gekappt würden, dann bleibe im Prinzip nur noch die Satellitenkommunikation.
Noch kommt man durch
Viele – Nutzer wie Betreiber – sind also höchst beunruhigt. Dennoch hält Rieger derzeit nichts von Panikszenarien oder Vergleichen mit Nordkorea. Der Internetaktivist sagt:
Im Übrigen sei noch nicht klar, wer hier eigentlich wen vom Internet entkoppelt: Russland sich selbst oder der Westen Russland. Auch sei derzeit noch sehr schwierig einzuschätzen, wie sehr das Land sich selbst durch einen Netzshutdown schade werde.
Fest stehe für ihn jedoch: "Die Folgen des Wegfalls von nicht mehr verfügbaren westlichen Services und Clouddiensten werden schon ziemlich dramatisch sein, insbesondere für Unternehmen."
(mkn)