"Hegemon-Rolle in einer multipolaren Welt"
Der Politologe Ewald Böhlke beobachtet im Krim-Konflikt "eine Renaissance alten Denkens". Die Frage nach den nationalen Interessen stehe jetzt wieder massiv im Vordergrund.
"Das entscheidende Signal, das die Krim uns und allen gibt, ist, dass eine bestimmte Phase in der russischen Wahrnehmung von Weltpolitik beendet ist“, sagte Böhlke im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.
"Es gibt nicht mehr einen Hegemon auf der Welt, der sich die Vereinigten Staaten von Amerika nennt, sondern Russland beansprucht für sich diese Hegemon-Rolle in einer multipolaren Welt für bestimmte Einflusssphären mit", meint der Russland- und GUS-Experte von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Frage nach nationalen Interessen im Vordergrund
Damit verbunden sei auch ein Signal der Russen an Verbündete wie den Iran, aber auch an Europa: "Vertretet eure Interessen und schaut bitte, welche Wandlungsprozesse in dieser Welt sind. (…) Die Frage nach den nationalen Interessen steht jetzt massiv im Vordergrund, und das ist natürlich eine Welt, die wir so unter den Bedingungen der Globalisierung nicht mehr hatten."
Böhlke zeigte sich "in hohem Maß" sicher, dass die Kooperation zwischen Russland und Iran ausgebaut werde. Russland brauche, wenn im Westen Sanktionen liefen, alternative Wege in die Weltmärkte: "Da gibt es China, da gibt es den Iran, da gibt es Indien und andere. Und diese alternativen Weltmärkte wird Russland auch nicht dadurch verschließen, dass man praktisch Blockadepolitiken aufbaut."