Russland

"Nationalismus niemals so stark erlebt wie heute"

Das neue kulturpolitische Leitbild in Russland richte sich gegen Demokratie und Toleranz, sagt die Historikerin und Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa. Sie spricht von einem "blühenden Nationalismus".
Die Historikerin und Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa sieht das neue russische kulturpolitische Leitbild als Ausdruck einer gefährlichen Entwicklung. Scherbakowa sagte im Deutschlandradio Kultur, der kürzlich veröffentlichte Entwurf des Kulturministeriums sei eine Absage an westliche Werte wie Demokratie, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit. Es handele sich um einen weiteren Versuch, Kultur zu ideologisieren. "Was uns, die wir hier im Lande sind, ganz besonders gefährlich erscheint, ist die Absage an die Modernisierung des Landes auf irgendeine Weise."
"Eine gewisse Trotzhaltung"
Nach Angaben der Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Memorial werden die geplanten Leitlinien stark und auch kontrovers diskutiert. Sie spüre dabei sogar eine gewisse Trotzhaltung angesichts der Entwicklung im Land. Scherbakowa beklagte in diesem Zusammenhang einen "blühenden Nationalismus". Sie habe ihn „niemals in meinem Leben so stark erlebt wie heute".
Unter dem Deckmantel dieses Nationalismus könne man vieles erreichen und zum Beispiel die Leitlinien als patriotische Notwendigkeit rechtfertigen. "Für viele, die das wie ich sehen, ist das eine ganz gefährliche Geschichte. Es bedeutet: weg von der Vielfalt."
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