Wirkung der Sanktionen in Russland
Durch die gegen Russland verhängten Finanzsanktionen ist die einheimische Währung Rubel im freien Fall. © picture alliance /dpa / Sven Hoppe
Sorge und Hoffnung nach dem Rubelabsturz
05:16 Minuten

Sanktionen wirken, glaubt Elisabeth Niejahr von der Berliner Hertie-Stiftung. Sie hofft, dass die russischen Oligarchen das zu spüren bekommen und auf Präsident Wladimir Putin einwirken. Dass der Rubel abstürzt, treffe aber auch arme Leute.
Neue Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffkriegs gegen die Ukraine haben den Rubel abstürzen lassen. Die russische Landeswährung verlor gegenüber dem Dollar rund 30 Prozent und fiel auf ein Rekordtief. Für einen Dollar mussten zeitweise 119 Rubel bezahlt werden.
"In der Vergangenheit haben wir natürlich immer wieder erlebt, dass Sanktionen wirken", sagt Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin des Bereichs "Demokratie stärken" der Hertie-Stiftung in Berlin. Im Iran und bei anderen Konflikten habe sich gezeigt, dass man mit Wirtschaftsanktionen sehr effektiv Druck ausüben könne. "Der Preis ist halt immer, dass man damit den ärmeren Teil der Bevölkerung überproprtional trifft." Die Menschen, die unter der Inflation am meisten litten, seien diejenigen, die sich Brot, Strom oder Öl nicht mehr leisten könnten.
Druck auf die Milliardäre und Putin
Es sei wichtig, strategisch zu überlegen, wie man dem russischen Präsidenten Wladimir Putin immer noch ein "Schlupfloch" lassen könne, um ein Umdenken oder Entgegenkommen zu ermöglichen. Die ganze russische Wirtschaft werde von einer kleiner Gruppe von Milliardären gesteuert, die vor allem an den Rohstoffexporten viel verdient hätten. "Diese Oligarchen sind Putin-Vasallen, die auf ihn auch Einfluss haben", sagt die frühere Wirtschaftsjournalistin. Die glaube, dass diese Leute für ökonomischen Druck sehr empfänglich seien. Sie habe sich immer gewundert, dass man das nicht schon früher genutzt habe.
Viele Unternehmen machen mit
Dass der Fußballverein Schalke 04 seine Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor Gasprom jetzt beendet, sieht Niejahr als Beispiel dafür, wie viele sich jetzt aus der Wirtschaft beteiligten. Sie verweist auch darauf, dass die Deutsche Bahn ukrainische Flüchtlinge jetzt kostenlos durch Deutschland fahren lasse. "Ich glaube, davon werden wir jetzt noch viel sehen." Ein Wohnungsportal, das Unterkünfte für Flüchtlinge vermittelt, habe mehr als 30.000 Angebote bekommen. "Das finde ich sehr positiv und ermutigend." Niejahr vergleicht die Welle der Hilfsbereitschaft mit dem Jahr der Flüchtlingskrise 2015.
Wirtschaftsprobleme auch in Deutschland
Es sei aber wichtig, den Leuten zu sagen, dass Sanktionen auch ihren Preis hätten, meint die Journalistin. Ein "Wirtschaftskrieg" bedeute auch, dass es höhere Energiepreise geben werde. "Es wird auch unsere Wirtschaft treffen, es wird eine Weltwirtschaftskrise geben." Die Konjunktur werde daran leiden. "Das werden wir auch alle merken." (gem)