Diplomatie des Vatikan

Kann der Papst den Krieg in der Ukraine stoppen?

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Der Papst und der russische Präsident Vladimir Putin bei einer Privataudienz 2013.
Der Vatikan als möglicher Vermittler: Papst und Putin 2013 bei einer Privataudienz. © picture alliance / Stefano Spaziani
René Schlott im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
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Nur Verhandlungen können Russlands Krieg gegen die Ukraine beenden, sagt der Historiker René Schlott. Nach seiner Einschätzung könnte Papst Fanziskus als Vermittler auftreten. Doch vor allem wünscht sich der Publizist Angela Merkel am Verhandlungstisch.
Wie kann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine möglichst schnell beendet werden? Ist eine diplomatische Lösung noch vorstellbar? Und wer könnte sie herbeiführen?
Am Tag nach Wladimir Putins Überfall auf das Nachbarland hatte Papst Franziskus den russischen Botschafter im Vatikan aufgesucht, um seiner Sorge über den Krieg Ausdruck zu verleihen. Dass der Papst als Vermittler zwischen den Kriegsparteien ein Ende des Blutvergießens erreichen könnte, halte er nicht für völlig abwegig, sagt der Historiker und Publizist René Schlott vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.

Das Undenkbare versuchen

Natürlich erscheine es auf den ersten Blick undenkbar, dass der Papst ein Ende der russischen Angriffe erwirken könne, sagt Schlott. "Aber wir befinden uns ja in einer undenkbaren Situation: Niemand hat diesen Krieg für möglich gehalten, niemand hat die Drohung mit Atomwaffen für möglich gehalten, warum soll jetzt nicht auch mal das Undenkbare zumindest versucht werden?"
Der Einfluss der katholischen Kirche sei zwar in Russland ebenso wie in der Ukraine äußerst überschaubar. Doch für diplomatische Verhandlungen könnte sich dies sogar als positiv erweisen, meint Schlott. Da der Vatikan keine staatlichen Interessen in diesem Konflikt habe, könne er sich neutral verhalten.

Erfolge päpstlicher Diplomatie

Ein Blick in die Geschichte gebe durchaus Anlass zur Hoffnung, sagt der Historiker. So habe Papst Johannes XXIII. während der Kubakrise 1962 dazu beigetragen, dass die Präsidenten der USA und der UdSSR, Kennedy und Chruschtschow, beide gesichtswahrend aus der weltpolitischen Konfrontation herauskamen. Der amtierende Papst Franziskus habe bereits erfolgreich zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten vermittelt, so dass beide Staaten ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufnahmen.
"Man muss Putin, so schwer das fällt, jetzt irgendeine Art von Brücke bauen", sagt Schlott. Um der Menschen in der Ukraine willen gehe es darum, so schnell wie möglich zumindest einen Waffenstillstand zu erreichen. Deshalb halte er es für richtig, Wladimir Putin zu signalisieren, dass man bereit sei, "über eine neutrale Ukraine, eine Finnlandlösung für die Ukraine" zu verhandeln.

Merkel als mögliche Krisenmanagerin

Mit Blick auf die derzeitigen diplomatischen Bemühungen im Russland-Ukraine-Krieg, nicht zuletzt von Altkanzler Gerhard Schröder, der offenbar ohne Rücksprache mit der amtierenden Bundesregierung nach Moskau fuhr, sagt Schlott: "Tatsächlich wünsche ich mir, dass Angela Merkel eine stärkere Rolle übernimmt." Natürlich müsste dies im offiziellen Auftrag geschehen, so Schlott.
Angela Merkel und Wladimir Putin sitzen einander gegenüber auf Sesseln mit goldenen Ornamenten, hinter ihnen die Flaggen der EU, Deutschlands und Russlands.
Angela Merkel bei einem Treffen mit Wladimir Putin im Kreml: Kann sie eine vermittelnde Rolle übernehmen?© picture alliance / ap / Evgeny Odinokov / Kremlin Pool Photo
Kein amtierender oder ehemaliger Regierungschef der Europäischen Union kenne Putin so lange wie Merkel. Es sei gut vorstellbar, dass sie einen Zugang zu Putin gewinne. Zudem besitze sie große Qualitäten als ebenso verhandlungs- wie nervenstarke Diplomatin, sagt der Historiker.
"Man muss leider, so weh das tut und so sehr uns das zuwider ist, mit jemandem wie Putin reden", so Schlott. Zumal die Gefahr im Raum stehe, dass der russische Staatschef überreagiere und den Einsatz von nuklearen, biologischen oder chemischen Waffen in Betracht ziehe.
(fka)
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