"Ich wollte gerade mit der Aufnahme beginnen, da rief mich Bertolucci bei der Probe plötzlich zu sich: 'Das Intro gefällt mir nicht: Komponier' was anderes, jetzt gleich.' Vor mir standen 40 Orchestermitglieder... Ich hab gesagt: 'So schnell geht das nicht.' Er antwortete: 'Also, Ennio Moriccone hat so was immer sofort gemacht...' Tja, ich dachte, wenn Ennio das kann, hab ich keine Wahl. 'Na gut', hab ich gesagt – und zum Orchester: 'Wartet eine halbe Stunde'".
Zum Tod von Ryūichi Sakamoto
War immer auf der Suche nach neuen Klängen: Der japanische Musiker Ryūichi Sakamoto (1952-2023):
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Das stille Musikgenie
Er war schweigsam, doch seine Werke sind weltbekannt: Der Japaner Ryūichi Sakamoto schrieb Musik zu Filmen wie "Der letzte Kaiser" oder "Little Buddha". Er beherrschte viele Genres. Jetzt ist der Pianist und Komponist mit 71 Jahren gestorben.
Der japanische Komponist, Pianist, Produzent und Schauspieler Ryūichi Sakamoto ist tot. Er starb laut den Angaben seines Managements bereits am 28. März im Alter von 71 Jahren. Sakamoto litt an Krebs.
Einem großen Publikum sind seine Filmmusiken vertraut, darunter zu "The Revenant" von Alejandro González Iñárritu. Eine enge Zusammenarbeit verband ihn auch mit dem italienischen Regisseur Bernardo Bertolucci. Für den Soundtrack zu "Der letzte Kaiser" aus dem Jahr 1987 erhielt er einen Oscar.
Start als Jazz-Pianist
An die Entstehung der Musik für "Der Himmel über der Wüste" nach dem Roman von Paul Bowles erinnerte sich Sakamoto Jahre später:
Als Pianist hatte der am 17. Januar 1952 in der Nähe von Tokio geborene Japaner mit Jazz angefangen. Früh sammelte er auch Erfahrungen mit klassischer und elektronischer Musik. Sein erstes Album „1000 Knives“ brachte er mit 26 Jahren heraus. Es war eine Mischung aus Elektropop, Fusion Jazz, experimenteller Musik und Reggae.
Ende der 1970er-Jahre schloss er sich als Bandleader dem Yellow Magic Orchestra an, einer Pionier-Band des Elektropop. Sie wurde mit der deutschen Band Kraftwerk zu den "Kings of Techno" gezählt. Zahlreiche Solo-Alben folgten, auf denen er immer neue künstlerische Facetten zeigte. Auch mit der Verschmelzung von Pop, Klassik und globalen Rhythmen sowie seinen experimentellen Werken erwarb er sich hohes Ansehen und inspirierte viele Künstler.
Er arbeitete mit vielen von ihnen zusammen, wie Brian Eno, David Sylvian, Iggy Pop, Arto Lindsay, Youssou N’Dour oder dem österreichischen Gitarrentüftler Christian Fennesz. In dem Kriegsfilm "Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence" von 1983, für den er auch die Filmmusik komponierte, spielte er an der Seite von David Bowie in einer Hauptrolle.
Von seiner Persönlichkeit gab Sakamoto offenbar ungern etwas preis. Doch der Dokumentarfilm "Coda" aus dem Jahr 2017 kam ihm dann doch recht nahe. Regisseur Stephen Schible begleitete das Musikgenie fünf Jahre mit der Kamera und tauchte in sein musikalisches Universum ein.
"Die Welt, in der wir leben, ist voller Töne“, sagt Sakamoto in dem Film. Dieser zeigt ihn dabei, wie er neue Klänge erkundet: in der Arktis, der afrikanischen Wüste, auf der heimischen Terrasse oder im angrenzenden Wald. Und wie er sie dann für seine Zwecke adaptiert.
Während der Dreharbeiten wurde bei Sakamoto 2014 Krebs diagnostiziert. Auf seinem letzten Album "12" setzte er sich mit seiner Krankheit auseinander. Es erschien genau zu seinem 71. Geburtstag am 17. Januar 2023.
Quellen: Wolf Kampmann, Marco Müller, Vincent Neumann, dpa, bth