Die Einwanderungs-Managerin
Saarbrücken bürgert jeden Monat 450 bis 500 Zuwanderer ein. Veronika Kabis, Leiterin des Integrations- und Zuwanderungsbüros der Stadt, unterstützt die Migranten bei der Integration. Inzwischen bezweifelt auch niemand mehr, dass das notwendig ist.
Im Rathaus-Festsaal erklingt Bach. Veronika Kabis ist die Leiterin des Integrations- und Zuwanderungsbüros der Stadt Saarbrücken. Sie kann 16 Neubürger begrüßen, die sich entschieden haben, sich in Deutschland einbürgern zu lassen.
"Also, hier in Saarbrücken liegen die Einbürgerungszahlen so bei 450 bis 500 im Jahr, es ist schon so, dass es sich lohnt, jeden Monat eine Einbürgerungsfeier anzusetzen und wir liegen da in einem guten Trend, denn die Einbürgerungszahlen sind insgesamt rückläufig aber wir haben es doch geschafft, sie einigermaßen zu stabilisieren, und wir werben auch aktiv für Einbürgerung."
Anna Naumann ist Russin und lebt seit 14 Jahren in Deutschland.
"Ich gehöre hier her, meine Kinder sind Deutsch, mein Mann ist ein Deutscher, deshalb war der Weg hierher eindeutig."
Die 29-jährige hat bei der Stadt eine Verwaltungslehre erfolgreich abgeschlossen, sie mag es, wenn es geordnet zugeht.
"Es ist alles irgendwo festgeschrieben, also, es gibt für alles ganz genaue Regeln. Das finde ich toll."
Auch für Tamara Douzandé, Schülerin es deutsch-französischen Gymnasiums, war der Schritt, Deutsche zu werden, irgendwie logisch.
"Mein Vater ist Perser und meine Mutter Französin und da ich seit meiner Geburt in Deutschland lebe, denke ich, es ist wichtig, eingebürgert zu werden."
Die Indonesiern Silvia Xiu, ihr aus China stammender Mann und die beiden kleinen Mädchen, die hier geboren sind, wollen mit der Einbürgerung den Start ihrer Integrationsprozesse markieren.
"Ich glaube, das ist der Anfang. Mein Mann hat Arbeit hier. Wir denken, das Leben hier in Deutschland ist gut, ist besser."
Anspruch auf Integration ohne finanzielle Unterstützung
Zu den Pflichtaufgaben gehört Integration nicht. Auch nicht für die Kommunen, die vor Ort dafür sorgen müssen, dass möglichst viele Menschen Anschluss finden an die Gesellschaft. Allerdings hat das Zuwanderungsgesetz, das 2005 in Kraft getreten ist, zum ersten Mal einen Anspruch auf Integration formuliert, ohne dass damit allerdings finanzielle Zuwendungen an die Kommunen verbunden wären.
Jeder Cent, den Städte und Gemeinden als freiwillige Leistungen in die Hand nähmen, um die Integration zu befördern, seinen jedoch an der richtigen Stelle investiert und zahlten sich aus, das hätten Studien längst beweisen, argumentiert Veronika Kabis. Aber nicht immer hänge der Erfolg der Integration allein vom Geld ab.
"Vieles ist zunächst eine Frage der Organisation auch des Wahrnehmens. Überhaupt, die Bedeutung des Themas, dass jede Institution sich selbst überprüft, erreichen wir überhaupt Migranten? Das ist zunächst nichts, was mit Geld zu tun hat sondern mit Aufmerksamkeit und Wahrnehmung."
Eine Tür und ein Stockwerk weiter, warten im Saarbrücker Rathaus eine Reihe von Lehrerinnen und Lehrern sowie Studenten auf eine Schülergruppe. 24 überwiegend syrische Flüchtlinge sind zum "Kennenlerntag" eingeladen. Christine Haubrich hat etwas zum Knabbern mitgebracht, Kekse, Brezeln, Schokolade, um die Atmosphäre aufzulockern.
"Ich war noch ein bisschen einkaufen."
Heftige Diskussionen bei der Einrichtung der Stelle
Christina Haubrich unterrichtet Englisch und hat sich bereit erklärt, einen zweiwöchigen Vorbereitungskurs Englisch zu erteilen, damit die Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Altersstufen nach den großen Ferien in ihren Klassen besser mitkommen. Sie ist über das städtische Netzwerk Ankommen auf die Aktion aufmerksam geworden.
"Ich bin durch eine Freundin da dran gekommen, wie das im Saarland so ist. Ich kenn da jemanden, der kennt jemanden und die machen das und willst du mal mitkommen. Und da hab ich mich auf den Mail-Verteiler setzen lassen und hab' gedacht, wenn es etwas gibt, was mich interessiert, dann mach ich das, also relativ unbürokratisch ging das Ganze."
So wie Christina Haubrich erging es auch den übrigen Englisch- und Mathematiklehrern, das Netzwerk hat funktioniert. In den kommenden beiden Wochen wollen sie täglich den Schülerinnen und Schülern jeweils vier Stunden Nachhilfe erteilen.
"Ich denke, es ist eine sinnvolle Sache, den Leuten zu helfen. Wenn ich in der Situation wäre, im Ausland zu stehen mit Kindern und nicht wüsste nicht, wie es weiter geht, wäre ich für jede Hilfe dankbar."
Auch an dieser Stelle koordiniert Veronika Kabis alles Nötige. Als die Stabsstelle für Integration 2003 von der Stadt eingerichtet wurde, gab es heftige Diskussionen darum, ob diese überhaupt gebraucht wird. Heute zweifle daran niemand mehr, sagt Kabis.
"Es gibt leider immer noch Kommunen, die noch nicht so richtig verstanden haben, wie wichtig es ist, eine Steuerungskompetenz beim Thema Migration auch in der Verwaltung aufzubauen. Wir sind da Gott sei Dank jetzt ganz gut aufgestellt."