Ein Modell für ganz Deutschland?
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Lockern statt Lockdown – das Saarland will es versuchen. Bürgerinnen und Bürger dürfen mit negativem Coronatest wieder ins Theater. Der Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters hofft, dass das Beispiel Schule macht.
Ab dem 7. April öffnen im Saarland wieder Kinos, Fitnessstudios und Theater für Besucherinnen und Besucher, die einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen können.
Auch das Saarländische Staatstheater in Saarbrücken steht in den Startlöchern, Generalintendant Bodo Busse kann ab dem 8. April als einziger Intendant in Deutschland Premieren vor realem Publikum feiern. Unter Einhaltung strengster Hygieneauflagen, betont Busse: Das negative Testergebnis müsse tagesaktuell und mit einem entsprechenden offiziellen Nachweis versehen sein. Im Theater gelten alle auch sonst üblichen Regeln: Maske, Abstand, keine Gastronomie.
Die drei Inszenierungen – "Im weißen Rössl" von Ralph Benatzky und das Ballett "Winterreise" von Stijn Celis am 8. April sowie die europäische Erstaufführung von "Eine kurze Chronik des künftigen China" von Pat To Yan am 11. April – seien teils mit Bedacht, teils als Alternativen gewählt, sagt Busse: "Eine Mischung aus Verschiebebahnhof, aber auch bewusster Setzung. Ein Spielplan in Pandemiezeiten mit der ganzen Bandbreite, die wir sowieso haben – mit zeitgenössischer Dramatik, aber durchaus auch gehobener Unterhaltung."
Das Publikum braucht etwas Positives
Der Evergreen "Im weißen Rössl" werde vom Publikum sicherlich dankbar angenommen. In diesen pandemiemüden Zeiten etwa eine Inszenierung von Camus "Die Pest" zu zeigen, wäre dagegen keine gute Entscheidung gewesen, so der Intendant des Drei-Sparten-Hauses. Das Publikum brauche derzeit auch Positives und Humor.
In Ländern wie Frankreich oder Spanien wird schon seit Wochen sehr heftig gegen die fortdauernde Schließung der Bühnen demonstriert. Warum fiel der Protest der deutschen Theatercommunity bislang vergleichsweise verhalten aus?
Auch in Deutschland hörbarer Protest
"Die Kultur ist sehr divers in Deutschland. Es gibt da viele unterschiedliche Interessen und auch viel unterschiedliche Betriebsformen", sagt Busse. Doch gebe es in Deutschland durchaus deutlich sichtbaren und auch hörbaren Protest – "ich denke aber schon, dass wir etwas lauter werden müssten".
Das "Saarland-Modell" könne durchaus auch als eine Form von Protest verstanden werden: Indem man zeige, wie Theaterbesuche unter Pandemiebedingungen funktionieren könnten und so vielleicht zu einem Modell auch für andere Theater werde.
(mkn)