Warum empfinden Sie Ihre Blindheit als Geschenk?
Als erste Blinde studierte Sabriye Tenberken Tibetologie – und entwickelte dafür eine eigene Blindenschrift. In Tibet gründete sie eine Schule für blinde Kinder, inzwischen engagiert sie sich auch in Indien. Wie sie das alles schafft? Mit Wut und Lebenslust.
"Ich sehe meine Blindheit als absolutes Geschenk", sagt Sabriye Tenberken. Mir zwölf Jahren verlor sie ihr Augenlicht. Schon früh nahm sie sich vor, dass es für sie keine Grenzen gibt. Als erste Blinde studierte sie Tibetologie und entwickelte dabei eine eigene Blindenschrift. Dann wollte sie raus aus Deutschland - das Land habe ihr zu viele Grenzen gesetzt, sagte sie im Deutschlandradio Kultur.
Sie habe das Risiko und das Abenteuer gesucht, so Tenberken: "Warum soll man als blinder Mensch keine Risiken eingehen?" Tibet erschien ihr am abenteuerlichsten - deswegen reiste sie dorthin. Und bestieg mal eben den Lhagpa Ri im Himalaya, einen Nebengipfel des Mount Everest.
Für Tenberken sind neben der Lebenslust auch Wut und Empörung wichtig
Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Paul Kronenberg gründete sie 1998 in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, die erste Schule für blinde Kinder und die Organisation "Braille ohne Grenzen". Ihr aktuelles Projekt: das "Kanthari-Institut" im südindischen Kerala. Dort erhalten Menschen aus gesellschaftlichen Randgruppen eine Ausbildung. Tenberken ist überzeugt: "Die Welt verändern, das kann man lernen."
Als persönlichen Antrieb sind ihr - neben ihrer abenteuerlichen Lebenslust - auch Wut und Empörung wichtig. Diese Gefühle seien ein "großes Treibmittel", um sozial Ungerechtes zu verändern, betont sie.
Literaturhinweis:
Sabriye Tenberken: Die Traumwerkstatt von Kerala
Die Welt verändern - das kann man lernen
Kiepenheuer & Witsch 2015
288 Seiten, 19,99 Euro
Sabriye Tenberken: Die Traumwerkstatt von Kerala
Die Welt verändern - das kann man lernen
Kiepenheuer & Witsch 2015
288 Seiten, 19,99 Euro