Marie Kondo: Magic Cleaning, Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben
Aus dem Japanischen von Monika Lubitz
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2015
238 Seiten, 9,99 Euro
Aufgeräumtes Leben
In ihrem Buch "Magic Cleaning" gibt Marie Kondo Ratschläge, wie unsere Wohnung aufgeräumt und die Seele dadurch im Gleichgewicht bleibt. Nur was glücklich macht bleibt, alles andere kommt weg - ein schönes Motto für jeden Jahresanfang.
Das natürlich das Buch zur Saison. Am Jahresende packt ja die meisten von uns ein seltsamer Wühltrieb: Ausmisten, Ballast abwerfen, Platz schaffen für Neues. Meistens ist er schon vor dem Frühjahrsputz wieder erschlafft. Marie Kondo verspricht Abhilfe. Die Expertin für Glück durch Entrümpeln nennt es "Magic Cleaning" oder - nach ihrem Namen in Japan - die "KonMari-Methode" und hat noch als Studentin eine Firma dafür gegründet.
Sie bloggt, macht Seminare und Einzelberatung, bestsellende Bücher und CDs. In Band 1 hatte sie uns (auf Deutsch 2013) beigebracht, "Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert". Darauf aufbauend, möchte sie jetzt, schreibt sie, allen helfen, nicht in die alte Unordnung zurückzufallen, sondern "den Weg in eine glücklichere Zukunft" zu finden.
Ihre Faustregel beim Ausmisten lautete: Nur, was glücklich macht, bleibt, alles andere kommt weg. Sofort. Nicht erst drei Monate irgendwo verstauen und abwarten, ob man es vermisst. Sauber verabschieden. Denn auch die Dinge haben eine Seele und mögen nicht ungeliebt herumliegen. Und nur geliebte und gepflegte Dinge machen glücklich. In Band 2 geht es um die nachhaltig beglückende Ordnung. Sie hängt nach KonMari davon ab, dass die Dinge ihren richtigen Platz haben.
Dann macht es richtig Spaß, Kleidungsstücke zu Vierecken zu falten, aufzurollen und in Boxen so dicht zu stellen, dass sie nicht umfallen, oder Woll- und Fleece-Sachen nach Art der Vakuumgefrierbeutel zu luftarmen Päckchen zu pressen. Dass fest gerollter Stoff sich ganz unmagisch selbst bügelt, weiß die gemeine Hausfrau als physikalisch-chemische Empirikerin seit je. Aber natürlich ist nicht dagegen zu sagen, solches Wissen - anders als die gemeine Hausfrau - zu Geld zu machen.
Beim Entrümpeln die richtige Reihenfolge einhalten
Der richtige Platz der Dinge ist schon eher "magic". Um ihn zu finden, muss man vorher eruieren, wie man sich sein ideales Leben vorstellt, und dann schon beim Entrümpeln die richtige Reihenfolge einhalten: zuerst Kleider, dann Bücher, dann "Dokumente und Schriftstücke, Kleinkram und Erinnerungsstücke". Ganz zum Schluss die Küche. Warum? It's magic! An "spirituellem Alzheimer", um einen anderen Aufräumer zu zitieren, leidet Marie Kondo also nicht. "Ich kann im Brustton der Überzeugung behaupten: Es gibt nichts Schöneres, als die Dinge aufzuräumen!", schreibt sie und ermuntert uns immer wieder zum Durchhalten, mal im treuherzigen Hello-Kitty-Ton, mal in der beschwörenden Rhetorik von Apple-Gurus.
Viele Kapitel sind angelegt wie Ratgeber-Kolumnen in Frauenzeitschriften: Eine Klientin klagt "Frau KonMari" ein Problem, und die äußert erstmal viel mit eigenen schmerzhaften Erfahrungen gepolstertes Verständnis und dann praktische Tipps und schlichte menschliche Wahrheiten: Dass, wer mit Dingen nicht pfleglich umgeht, auch sich selbst und andere Menschen nicht gut behandelt, etwa. Oder dass die Erkenntnis beim Ausmisten, was man alles nicht braucht, auch zu sorgfältigerem Konsumverhalten führt.
Und das ist doch wirklich ein schönes Motto für jeden Jahresanfang!