Plagiatsvorwürfe gegen Autorin Cornelia Koppetsch
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In "Die Gesellschaft des Zorns" hat Cornelia Koppetsch den Rechtspopulismus in Zeiten der Globalisierung analysiert - mit viel Lob in den Feuilletons. Nun wurden Plagiatsvorwürfe gegen sie laut. Der Journalist Knut Cordsen sieht diese als schwerwiegend an.
Für ihre Analyse über den wachsenden Zuspruch für rechte Parteien und den zunehmenden Erfolg des Rechtspopulismus in Deutschland in ihrem Buch "Die Gesellschaft des Zorns" hat die Soziologin Cornelia Koppetsch fast einstimmig positive Reaktionen bekommen - und wurde für den Bayerischen Buchpreis nominiert. Kurz vor der gestrigen Verleihung zog die Jury ihr Buch aber aus dem Wettbewerb - Vorwürfe des Plagiats waren laut geworden.
Dabei geht es einerseits um die Frage, ob Koppetsch unsauber gearbeitet hat, also zum Beispiel, ob Quellen nicht akkurat ausgewiesen wurden, andererseits auch um die Frage, ob dem Buch grundsätzliche Eigenständigkeit fehle, also die Grundlage einer wissenschaftlichen Publikation.
Hinweis aus vertrauenswürdiger Quelle
Der Journalist Knut Cordsen, Redakteur beim Bayerischen Rundfunk und einer der drei Juroren des Buchpreises sagt, dass Koppetsch vorgeworfen werde, wissenschaftlich nicht korrekt gearbeitet zu haben: Sie soll Quellen verschwiegen und Fremdtexte als eigene Texte ausgegeben haben.
"Uns als Jury ist die Tatsache, dass Koppetschs Buch im Verdacht steht ein Plagiat zu sein, aus vertrauenswürdiger Quelle vergangenen Donnerstag bekannt gemacht worden und natürlich sind wir diesen Vorwürfen durch eigene Recherchen nachgegangen", sagt Cordsen.
Er selbst habe herausgefunden, dass Koppetsch ganze Passagen aus dem Sammelband "Arbeiterbewegung von rechts?" zeilenlang übernommen habe. "Was noch viel pikanter ist: Sie hat sich offenbar weidlich bedient bei einem vormaligen Träger des Bayerischen Buchpreises, beim Soziologen Andreas Reckwitz und dessen Buch 'Die Gesellschaft der Singularitäten', das 2017 mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet worden ist."
Fehlende Quellenangaben und amalgamierter Textkorpus
Seinen Erkenntnissen nach übernehme Koppetsch außerdem ohne Quellenangaben Formulierungen aus Büchern des Soziologen Sighard Neckel, darunter "Status und Scham", und sie gebe Ausdrücke von Zygmunt Bauman und Pierre Bourdieu als ihre aus. Man werde den Verdacht nicht los, dass man es mit einem "Mashup" zu tun habe, weil viele Fremdtexte amalgamiert und als Schöpfungen von Koppetsch ausgegeben würden. In der Summe habe dies genügt, um sagen zu können, dass der "Textkorpus" des Buches auf töneren Füßen zu stehen scheine, so Cordsen.
"Die 'FAZ' wird in ihrer Samstagsausgabe weitere Belege anführen und zeigen, dass es noch andere Bücher gibt, aus denen sich Frau Koppetsch wohl bedient hat."
Koppetschs Verlag habe das Buch mittlerweile aus dem Handel genommen; die Autorin eingeräumt, handwerkliche Fehler begangen zu haben. Sie betone aber die Eigenständigkeit des Werks. Gegenwärtig würden die Vorwürfe geprüft um die Beanstandungen im Rahmen einer Neuauflage auszuräumen, so der Verlag.
(rja)