Jim Holt: Gibt es alles oder nichts? Eine philosophische Detektivgeschichte
Aus dem Englischen von Hainer Kober
Rowohlt Verlag, Reinbek 2014
400 Seiten, 24,95 Euro
Schönes Scheitern
Auf die alte philosophische Frage, warum es eher etwas gibt als nichts, sucht der amerikanische Journalist Jim Holt eine Antwort. Doch auch wenn er dabei scheitert, ist sein Buch ein Denk- und Lesegenuss.
Dass er scheitert, ist wenig überraschend. Holt ahnt es früh, aber er versucht sich in Gesprächen, Interviews und Reflexionen zumindest möglichen Teilen der Antwort zu nähern. Der Leser folgt ihm dabei nach Paris und mehrmals nach Oxford, nach London und in verschiedene amerikanische Universitätsstädte. Holt trifft dort auf Physiker und Philosophen, Mathematiker und Theologen und referiert zwischendrin Newton und Leibniz, Wittgenstein, Heidegger, Russel und Sartre, Platon und Thomas von Aquin – so entsteht ein glänzend geschriebener, tiefschürfender und gut lesbarer Husarenritt durch Wissenschaftsgeschichte sowie aktuelle Wissenschaft und Philosophie, bei dem dem Leser der Kopf glüht.
Drei Lösungswege auf der Suche nach dem Nichts und dem Etwas schlägt Jim Holt ein: einen religiösen, einen philosophischen und einen naturwissenschaftlichen. Er diskutiert mit dem Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg über kosmologische Fragen, spekuliert mit Andrei Linde, einem Physiker von der Stanford University, darüber, ob es möglich sei, ein neues Universum in einem Labor entstehen zu lassen und definiert mit dessen Kollegen Alex Vilenkin das Nichts (eine geschlossene Raumkugel mit dem Radius null). Holt interviewt Philosophen wie Adolf Grünbaum aus Pittsburgh, der die Frage als bloßes Überbleibsel von Religiosität ansieht, aber auch Theologen wie Richard Swinburne, der Gott als gegeben annimmt und das Böse in der Welt mit dem freien Willen des Menschen erklärt.
Drei Lösungswege auf der Suche nach dem Nichts und dem Etwas schlägt Jim Holt ein: einen religiösen, einen philosophischen und einen naturwissenschaftlichen. Er diskutiert mit dem Physik-Nobelpreisträger Steven Weinberg über kosmologische Fragen, spekuliert mit Andrei Linde, einem Physiker von der Stanford University, darüber, ob es möglich sei, ein neues Universum in einem Labor entstehen zu lassen und definiert mit dessen Kollegen Alex Vilenkin das Nichts (eine geschlossene Raumkugel mit dem Radius null). Holt interviewt Philosophen wie Adolf Grünbaum aus Pittsburgh, der die Frage als bloßes Überbleibsel von Religiosität ansieht, aber auch Theologen wie Richard Swinburne, der Gott als gegeben annimmt und das Böse in der Welt mit dem freien Willen des Menschen erklärt.
Gott als seine eigene Ursache, das Universum als gegeben
Aber all sein Suchen endet in Sackgassen: Mal in Zirkelschlüssen wie bei der Annahme, Mathematik stünde am Anfang des Universums, weil dieses nach mathematischen Gesetzen funktioniere (was sich durch die Quantenphysik dann doch sehr relativierte), mal in unendlichen Folgen von Ursache und Wirkung, was sowohl für religiöse als auch wissenschaftliche Beweise gilt: War etwas vor Gott oder vor dem Urknall? Oder war da nichts? So hilft nur Gott als seine eigene Ursache anzusehen oder das Universum oder den Urknall als sogenanntes brute fact, als gegeben, anzunehmen.
Es gibt (noch) keine Lösung. Holt wusste das vorher, sein Buch beweist aber, dass es ungeheuer spannend sein kann, auch unbeantwortbaren Fragen nachzuspüren. Für ihn selbst bleibt am Ende nur eines: Das Universum ist da. Und es vergeht mit uns, für jeden von uns, wie er in einem anrührenden Schlusskapitel über den Tod seiner Mutter schreibt. Über ihr Eingehen in das große Nichts, das ihm zufolge unsere ewige Heimat sei.
Es gibt (noch) keine Lösung. Holt wusste das vorher, sein Buch beweist aber, dass es ungeheuer spannend sein kann, auch unbeantwortbaren Fragen nachzuspüren. Für ihn selbst bleibt am Ende nur eines: Das Universum ist da. Und es vergeht mit uns, für jeden von uns, wie er in einem anrührenden Schlusskapitel über den Tod seiner Mutter schreibt. Über ihr Eingehen in das große Nichts, das ihm zufolge unsere ewige Heimat sei.