Kai Biermann / Thomas Wiegold: Drohnen. Chancen und Gefahren einer neuen Technik
Christoph Links Verlag, Berlin 2015
224 Seiten, 18 Euro
Dringliche Fragen zu Drohnen
Drohnen gelten als besonders perfide Tötungsmethode. Die Journalisten Kai Biermann und Thomas Wiegold erklären in dem Buch "Drohnen" die Risiken und die Chancen und machen deutlich, welche rechtlichen und ethischen Fragen geklärt werden müssen.
Drohnen gehören schon heute zum Alltag, als fliegende Kamera, Spielzeug oder in der Landvermessung. Doch nicht deshalb sind die ferngesteuerten unbemannten Flugobjekte in den Schlagzeilen. Im Dezember 2013 beschoss eine US-Militärdrohne "versehentlich" eine Hochzeitsgesellschaft im Jemen. Seitdem sind Drohnen das Symbol für eine besonders perfide Tötungsmethode. Sie kommen scheinbar wie aus heiterem Himmel – ohne jedes Risiko für den Angreifer. Außerdem werden Drohnen zunehmend auch zur Überwachung eingesetzt.
Doch mit welchen Folgen? In ihrem Buch wollen die beiden Journalisten Kai Biermann und Thomas Wiegold deshalb aufklären über Chancen und Gefahren dieser neuen Technik – wie es auch im Untertitel heißt. Dabei wird schnell klar: Die militärische Nutzung und das Ziel, damit zu töten, standen von Anfang an im Vordergrund der Entwicklung. Schon Ende des 19. Jahrhunderts experimentierte das Militär mit ersten Fluggeräten, nachdem Nikola Tesla die Funkfernsteuerung erfunden hatte – eine Technik mit "zuverlässiger und unbegrenzter Zerstörungskraft". Wie daraus nach über hundert Jahren Entwicklungsarbeit funktionsfähige Drohnen wurden, das dröseln die beiden Journalisten akribisch auf - versehen mit unzähligen Details über Flugzeug- und Waffengattungen, die zwar vor allem Technikliebhaber begeistern, aber dennoch einen guten Überblick verschaffen über den Stand der Technik. Bislang werden die Drohnen überwiegend zur Aufklärung eingesetzt und nur selten zur Tötung von Gegnern. Das Ziel der Forschung ist aber längst ausgemacht: Am Ende soll – im Jahr 2030 – ein unbemanntes Kampfflugzeug stehen, so die Prognose von Experten.
Mit jedem getöteten Terrorverdächtigen sterben 28 Zivilisten
Spannend wird das Buch, wenn die Autoren die rechtlichen und ethischen Dimensionen beim Einsatz bewaffneter Drohnen besprechen. Unzählige Fragen sind offen. Mit Drohnen lassen sich etwa Krieg und Krieger räumlich entkoppeln. Die Tatsache aber, dass ein Drohnenpilot – wie in der US-Armee üblich – tausende Kilometer vom Tatort entfernt per Fernsteuerung einen Menschen erschießt, macht nachdenklich. Auch die Verhältnismäßigkeit ist fraglich. Denn Drohnen sind - anders als behauptet - nicht besonders präzise Waffen. Mit jedem getöteten Terrorverdächtigen sterben 28 Zivilisten, hat die Menschenrechtsorganisation Reprieve vorgerechnet. Besonders problematisch aber ist, dass der Gegner keine Chance hat sich zu ergeben, denn Drohnen schießen ohne Vorwarnung. Kritiker fordern deshalb längst eine Ächtung.
Wie dringlich diese Fragen geklärt werden müssen, macht dieses lesenswerte Buch deutlich. Ein Plädoyer, das sich vor allem an die Politik richtet. Denn Militärs sprechen ungern offen darüber. Die Bundeswehr etwa räumt nicht einmal ein, bewaffnete Drohnen überhaupt je nutzen zu wollen, und in den USA fehlt für den Einsatz eine klare rechtliche Grundlage. Dass der Drohnentechnologie dennoch die Zukunft gehört, daran lassen die Autoren keinen Zweifel. Denn in der zivilen Nutzung, etwa bei der Post oder in der Landwirtschaft, kann sie zu Produktivitätssprüngen führen. Nicht zu vergessen der Spaß, den Hobbypiloten damit haben. Umso wichtiger sind klare Rahmenbedingungen für ihre Nutzung.