Sachbuch

Warum alle Wege nach Rom führen

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Das Kolosseum in Rom gilt als der größte geschlossene Bau in der römischen Antike und ist bis heute eines der Wahrzeichen der italienischen Hauptstadt. © picture alliance / ZB
Von Michael Opitz |
Rom und seine Prachtbauten waren beispielgebend für den Städtebau in den neu eroberten Gebieten des Imperiums. Neben den "Kopien" in den Provinzen widmet sich Paul Zanker vor allem auch der spannenden römischen Stadtgeschichte.
In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. musste sich Rom häufig gegen feindliche Angreifer behaupten. Bei der Verteidigung war die Stadt aber so erfolgreich, dass es ihr nicht nur gelang, das eigene Territorium zu beschützen, sondern als eine Art Vorverteidigung auch immer größere Gebiete zu erobern. Rom expandierte, sodass aus der Stadt im Verlaufe der Zeit das römische Imperium wurde.
Paul Zanker verweist in seiner kurzen Geschichte der römischen Stadt darauf, an welchen städtebaulichen Veränderungen diese Entwicklung festzumachen ist und er zeigt, wie Rom beispielgebend für die Stadtplanung der von den Römern kolonisierten Städte wurde. Allerdings leitet sich das geometrische Raster, das den eroberten Städten zugrunde gelegt wurde, nicht aus der Stadtanlage Roms ab. Rom war seit seiner Gründung gewuchert und nicht das Resultat städtebaulicher Planung. Offensichtlich wollte man bei den neugegründeten Städten vermeiden, was in Rom nicht mehr zu korrigieren war.
Aufsehen erregende Vorbilder
Beispielgebend für den Städtebau in den neu eroberten Gebieten war Rom auch durch seine Prachtbauten, Tempel, Theater, Arenen und Thermen. An diesen Aufsehen erregenden Vorbildern orientierte man sich in den Provinzen, wobei man die Zugehörigkeit zu Rom auch dadurch dokumentierte, dass man Rom kopierte.
Folgerichtig wendet sich Zanker zunächst der städtebaulichen Entwicklung Roms zu, wobei er neben den öffentlichen Bauten auch auf die private Wohnsituation der Römer und die Nekropolen der Stadt eingeht. Die Wohlhabenden ließen zur Demonstration ihrer Stellung im städtischen Machtgefüge offene Villen bauen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, welche und wie viele Klienten sie täglich empfingen. Dass man Stadtgeschichte tatsächlich schreiben kann, wussten Roms Kaiser, die sich im Zentrum der Macht, in der unmittelbaren Nähe vom Forum und vom Kapitol, mit von ihnen in Auftrag gegebenen Gebäuden zu verewigen versuchten.
Theater als Flaniermeilen
Beim Export der Rom nachahmenden Stadtmodelle wurde darauf geachtet, dass sich Kapitol und Forum an jenem Ort befanden, an dem sich die beiden Haupttangenten der Stadt kreuzten. Eine dieser Magistralen mündete stets in eine nach Rom führende Fernstraße, sodass, wer von Rom kommend diese Straße benutzte, stets direkt ins Stadtzentrum gelangte.
Die Stärken von Zankers Buch liegen darin, dass sein schlanker Aufriss interessante Einblicke in die römische Stadtgeschichte bietet. Überzeugend ist er, wenn er das an konkreten Gebäuden, dem Theater etwa, den Arenen oder den Thermen zeigt. Dann erfährt man als Leser Einzelheiten, die die Vorstellungswelt vom Leben in der ewigen Stadt erweitern. Etwa wenn Zanker erwähnt, dass die Theater in Rom nicht nur Heimstätten der dramatischen Dichtung waren, sondern auch als Flaniermeilen genutzt wurden.
Zanker hat ein informatives, mit zahlreichen Abbildungen versehenes Rom-Buch vorgelegt, dessen trockener Stil allerdings im Widerspruch zu einer die Sinne verführenden Stadt steht. Allzu nüchtern berichtet der Altphilologe vom Aufstieg einer an Wundern reichen Stadt. Dies müsste bei einer kurzen geschichtlichen Darstellung, die sich ja auch an interessierte Laien wendet, nicht sein.

Paul Zanker: Die römische Stadt. Eine kurze Geschichte
C. H. Beck Verlag, München 2014
157 Seiten, 19,95 Euro

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