Sachbuchbestenliste April

    Einmal das ganz große Bild

    05:18 Minuten
    Sachbuchbestenliste April 2020
    Das Top-Trio im April besteht komplett aus Neuzugängen. © DVA, Klett-Cotta
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    Unsere Sachbuchbestenliste hat viel Neues zu bieten: Insgesamt acht Neueinträge, zwei davon teilen sich die Spitze: Brendan Simms Werk entwickelt eine neue These zu Hitler, Ian Morris schließt von der Energiegewinnung auf das große Ganze.
    Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren gemeinsam die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnnen und Kritikern.

    1 (-) Ian Morris: "Beute, Ernte, Öl"
    Aus dem Englischen von J. Neubauer;
    DVA, 2020
    432 Seiten, 26 Euro

    Das Bild zeigt das Cover des neuen Buchs von Ian Morris. Es heißt "Beute Ernte Öl - Wie Energiequellen Gesellschaften formen"
    Ein Buch über Energiequellen und ihre Folgen.© DVA / Deutschlandradio
    Der britische Archäologe Ian Morris zeichnet in seinem Buch das ganz große Bild: die Entwicklung der Menschheit in drei Stufen. Er stellt dar, dass die Art der Energiegewinnung auch die soziale Moral bestimmt. Gesellschaften der »Jäger und Sammler« würden egalitär handeln, während in modernen, fossilen Gesellschaften Toleranz, aber auch ungleiche Verteilung von Ressourcen vorherrschten. Das Ergebnis: der Kampf ums Öl. 46 Punkte

    1 (-) Brendan Simms: "Hitler"
    Aus dem Englischen von K.-D. Schmidt;
    DVA, 2020
    1056 Seiten, 44 Euro

    Buchcover: "Hitler: Eine globale Biographie" von Brendan Simms. Zu sehen ist ein historisches Militärfoto.
    "Hitler: Eine globale Biographie" von Brendan Simms© Deutsche Verlags-Anstalt
    Brendan Simms ist Professor für Geschichte an der Universität Cambridge und legt eine neuartige Biografie über Adolf Hitler vor. In seiner Studie vertritt er eine neue These: Hitlers Denken richtete sich nicht etwa, wie allgemein angenommen, vorrangig gegen den "Bolschewismus", sondern gegen "Anglo-Amerika". So zeigt sich: Hitlers globaler Expansionskrieg war vor allem ein Angriff auf das angloamerikanische Lebensmodell. 46 Punkte

    3 (-) Bettina Hitzer: "Krebs fühlen"
    Klett-Cotta, 2020
    540 Seiten, 28 Euro

    Das Bild zeigt das Buchcover. Darauf zu sehen, die historische Ansicht eines Krankenzimmers. Mediziner stehen um das Bett eines Patienten herum.
    Emotionsgeschichte, ausgezeichnet mit dem Leipziger Buchpreis.© Deutschlandradio / Klett-Cotta
    Angst, Ekel, Aufklärung, das Verlorengehen in Apparaturen und aggressiven Therapieverfahren – mit der Krankheit Krebs ist eine komplexe Geschichte der Emotionen verbunden. Die Historikerin Bettina Hitzer erzählt, wie sich der Umgang mit der Diagnose im 20. Jahrhundert verändert hat. Heute dominiert vor allem die Hoffnung, die Krankheit überwinden zu können und sich als Mensch neu zu finden. 43 Punkte

    4 (-) Christina Clemm: "AktenEinsicht"
    Kunstmann, 2020
    206 Seite, 20 Euro

    Buchcover: "AktenEinsicht: Geschichten von Frauen und Gewalt" von Christina Clemm. Grafisch eist eine große Menge von Frauen dargestellt.
    "AktenEinsicht: Geschichten von Frauen und Gewalt" von Christina Clemm.© Verlag Antje Kunstmann GmbH
    Jede dritte Frau wird zum Gewaltopfer. Gewalt gegen Frauen ist ein alltägliches Phänomen, auch wenn es nur selten in die Öffentlichkeit gerät. Die Strafrechtsanwältin Christina Clemm erzählt Geschichten von Frauen, die körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt haben. Dabei schildert sie nicht nur Fallbeispiele, sondern gibt auch Einblicke in die Arbeit von Justiz und Polizei. Eine wichtige Studie gegen das Schweigen. 42 Punkte

    5 (3) Kübra Gümüşay: "Sprache und Sein"
    Hanser Berlin, 2020
    208 Seiten, 18 Euro

    Buchcover Kübra Gümüşay: Sprache und Sein
    Kübra Gümüşay schreibt über die Suche nach Sprache.© Hanser / Deutschlandradio
    Wie kann man sprechen, ohne in Klischees zu verfallen? Welche Kategorien gibt es, die Menschen nicht in Schubladen stecken? Darüber schreibt die Journalistin Kübra Gümüşay. Sie sucht eine Sprache, die gemeinschaftliches Denken zulässt, ohne Differenzen zu kaschieren. Ein Pamphlet für eine Gesellschaft, deren Mitglieder trotz wachsender Unterschiede miteinander reden können. 39 Punkte

    6 (1) Delphine Horvilleur: "Überlegungen zur Frage des Antisemitismus"
    Aus dem Französischen von N. Denis
    Hanser Berlin, 2020
    160 Seiten, 18 Euro

    Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
    Rabbinerin Delphine Horvilleur diskutiert unter anderem moderne jüdische Identitätspoliti© Coverabbildung: Hanser-Verlag
    Was heißt es, jüdisch zu sein? Und wer bestimmt darüber? Die französische Rabbinerin Delphine Horvilleur ist eine prominente Stimme des liberalen Judentums. In ihrem Essay diskutiert sie moderne jüdische Identitätspolitik, beleuchtet die Verquickungen zwischen Judenhass und Frauenfeindlichkeit und spannt dabei den Bogen vom Talmud bis zur politischen Gegenwart. Ein weitsichtiges Buch. 35 Punkte

    7 (6) Eva Weissweiler: "Das Echo deiner Frage"
    Hoffmann und Campe, 2020
    368 Seiten, 24 Euro

    Das Bild zeigt das Cover des neuen Buchs von Eva Weissweiler. Es heißt: "Echo deiner Frage. Dora und Walter Benjamin. Biographie einer Beziehung"
    Über Dora und Walter Benjamin.© Hoffmann & Campe / Deutschlandradio
    Dora Benjamin war die Frau von Walter Benjamin, aber vor allem war sie eine Intellektuelle: Sie schrieb über Musik und Philosophie und verfasste Romane. Eva Weissweiler hat die Beziehungsgeschichte zwischen Dora und Walter untersucht. Ihre Biografie wirkt wie Serienstoff: Zuneigung, Affären, das erste Kind, schließlich die Scheidung – und überall stets der rigorose Eigenbrötler Walter Benjamin. 31 Punkte

    8 (-) Jens Malte Fischer: "Karl Kraus"
    Zsolnay, 2020
    1104 Seiten, 45 Euro


    Im Alter von 25 Jahren gründet er "Die Fackel"; die "Letzten Tage der Menschheit" werden zur radikalen Abrechnung mit dem Weltkrieg; die "Dritte Walpurgisnacht" stemmt sich gegen Hitler: Karl Kraus’ Werke sind legendär. Doch was haben sie uns heute noch zu sagen? Jens Malte Fischer holt den Satiriker und sein Werk mit seiner großen Biografie in die Gegenwart. 30 Punkte
    Buchcover "Karl Kraus: Der Widersprecher" von Jens Malte Fischer. Zu sehen ist ein Porträtfoto von Karl Kraus in schwarz-weiß.
    "Karl Kraus: Der Widersprecher" von Jens Malte Fischer © Paul Zsolnay Verlag

    8 (-) Eileen Crist: "Schöpfung ohne Krone"
    Aus dem Englischen von J. Hagestedt, K. Hald, F. Pflüger
    Oekom, 2020
    336 Seiten, 28 Euro


    Wale, Bisonherden oder dichte Urwälder: Sie alle sind vom Aussterben bedroht. Die wilde Vielfalt ist einer vom Menschen kolonialisierten Landschaft gewichen, die nur unseren Konsumwünschen entsprechen soll. Eileen Crist analysiert, wie es so weit kommen konnte. Zugleich zeichnet die Soziologin den Weg in eine neue Zivilisation, die ihrer Mitwelt wieder Platz einräumt. Ein eindringlicher Appell zum Handeln. 30 Punkte
    Buchcover "Schöpfung ohne Krone" von Eileen Crist. Zu sehen ist ein Wald im Nebel.
    „Schöpfung ohne Krone“ von Eileen Crist© Oekom

    10 (-) Hubertus Butin: "Kunstfälschung"
    Suhrkamp, 2020
    476 Seiten, 28 Euro

    Cover des Buches "Kunstfälschung: Das Betrügliche Objekt der Begierde" von Hubertus Butin.
    Fälschungen sind eine Herausforderung im Kulturbetrieb, erklärt Hubertus Butin. © Suhrkamp
    Kunstfälschungen haben Hochkonjunktur. Für den globalisierten Kunstbetrieb sind sie allerdings zur Herausforderung geworden. Massenhafte Fälschungen erzeugen nicht nur erheblichen finanziellen Schaden, sie führen auch Museen und die Forschung auf peinliche Irrwege. Der Kunsthistoriker Hubertus Butin zeigt mit Blick auf sagenhafte Fallbeispiele, dass sich das Phänomen nicht auf einzelne Straftäter reduzieren lässt. 25 Punkte

    10 (-) Michael Hampe: "Die Wildnis, die Seele, das Nichts"
    Hanser, 2020
    304 Seiten, 26 Euro

    Buchcover "Die Wildnis, die Seele, das Nichts" von Michael Hampe. Zu sehen ist eine grafische Darstellung von Gräsern und Wildblumen.
    "Die Wildnis, die Seele, das Nichts" von Michael Hampe© Hanser
    Wo findet das wirkliche Leben statt? Muss man den Rückzug suchen in die unberührte Natur? Oder nach der Unsterblichkeit greifen? Diese Fragen verknüpft Michael Hampe in einer Reflexion, die auch eine Erzählung sein könnte. Hampes Text hilft zu erkennen, wie uns die Unterscheidung zwischen Schein und Wirklichkeit daran hindert, mit unserem Leben wirklich klarzukommen. 25 Punkte

    Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.

    Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:
    René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
    Peter Arens (ZDF)
    Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
    Ralph Bollmann (FAS)
    Stefan Brauburger (ZDF)
    Alexander Cammann (DIE ZEIT)
    Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
    Heike Faller (DIE ZEIT)
    Daniel Fiedler (ZDF)
    Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
    Manuel J. Hartung (DIE ZEIT)
    Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
    Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
    Inge Kutter (DIE ZEIT)
    Hannah Lühmann (DIE WELT)
    Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
    Susanne Mayer (DIE ZEIT)
    Tania Martini (taz)
    Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur)
    Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
    Bettina von Pfeil (ZDF)
    Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
    Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
    Anne Reidt (ZDF)
    Anna Riek (ZDF)
    Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
    Hilal Sezgin (freie Autorin)
    Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
    Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
    Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)

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