Viel Politisches und brenzlige Themen
Profile in den sozialen Medien, Rassismus in den USA, Migration: Es sind politische Bücher, die die aktuelle Sachbuchbestenliste weitgehend dominieren. Unser Buchkritiker und Juror René Aguigah stellt einige davon vor.
Andreas Bernards Buch "Die Komplizen des Erkennungsdienstes. Das Selbst in der digitalen Kultur" ist nach Überzeugung Aguigahs im weiteren Sinne politisch: Denn es setze Facebook in einen Zusammenhang mit Kriminalistik. Im 19. Jahrhundert seien bereits Profile in Gefängnissen, in der Psychiatrie erstellt worden.
Zusammenhänge zur heutigen Situation mache der Autor in seiner kulturwissenschaftlichen Studie plausibel, so Aguigah: "Die bringt einen dazu, neu darauf zu gucken, dass man so freiwillig nicht nur bestimmte Daten in die Öffentlichkeit bringt, sondern die auch in einem bestimmten Format präsentiert, sodass man selber ganz schnell wiederzuerkennen ist."
Suche nach Erklärung der Zusammenhänge
Auch Ibram X. Kendis "Gebrandmarkt" findet Aguigah beeindruckend: Es sei eine "wahnsinnig ausgreifende, wuchtige und wütende Geschichte des Rassismus in den USA". Ein weiteres Beispiel: David Millers "Fremde in unserer Mitte". Der Autor versuche eine Philosophie der Einwanderung - auch das sei nicht ohne politisches Nachdenken möglich.
Doch warum haben die 30 Juroren von Deutschlandfunk Kultur, ZDF und der "Zeit" einen solchen Schwerpunkt gesetzt? "Ich glaube", sagt Aguigah, "insgesamt kann man daran erkennen, dass die Zeiten so sind, dass (…) das Politische um uns herum so brenzlige Themen hat, dass wir nach Büchern suchen, die uns das auch mal im Zusammenhang erklären."