1 (3) Sandra Richter: Eine Weltgeschichte der deutschen Literatur
C. Bertelsmann, 728 Seiten, 36 Euro
Sandra Richter: "Eine Weltgeschichte der deutschen Literatur" © Bertelsmann / picture alliance
Dies ist keine einfache Literaturgeschichte, sondern eine erhellende Analyse über die Wechselbeziehung zwischen Globalisierung und literarischer Genese: Erstmals erzählt die Literaturwissenschaftlerin Sandra Richter die Entstehung der deutschsprachigen Literatur im Zusammenhang der Weltgeschichte und macht die kulturellen Einflüsse in den verschiedenen Epochen transparent: von den mittelalterlichen Minnesängern bis hin zu Nobelpreisträgern wie Herta Müller.
2 (-) Hannah Arendt: Die Freiheit frei zu sein
DTV, 64 Seiten, 8 Euro
Hannah Arendts neu entdeckter Essay von 1967 hat es in sich: Die amerikanische Revolution 1776 war ein erfolgreiches Freiheitsprojekt, weil es keine soziale Not gab und das Schicksal der Sklaven ausgeblendet wurde. Im Frankreich nach 1789 hingegen bewirkte die Armut der Pariser Umsturz und Terror. Die Philosophin feiert politisches Handeln als Freiheitserfahrung – und die Republik aus antikem Geist.
Hannah Arendt: "Die Freiheit, frei zu sein" © picture alliance / Oliver Corsan / Cover: dtv
3 (1) Julia Encke: Wer ist Michel Houllebecq? Porträt eines Provokateurs
Rowohlt, 256 Seiten, 19,95 Euro
Buchcover "Wer ist Michel Houllebecq?" von Julia Encke© Rowohlt / picture alliance
Kaum ein Schriftsteller hat gleichermaßen so viele Fans wie Gegner wie der Franzose Michel Houllebecq. Er gilt als Provokateur, schillernder Intellektueller und zugleich als scharfsinniger Diagnostiker unserer Zeit. Julia Encke hat den Künstler mehrfach getroffen. Jetzt legt die F.A.S.-Journalistin ein Porträt vor, das sich dem Phänomen Houellebecq pünktlich zu seinem 60. Geburtstag vorsichtig nähert.
4 (1) Ina Hartwig: Wer war Ingeborg Bachmann? Eine Biographie in Bruchstücken
S. Fischer, 320 Seiten, 22 Euro
Buchcover "Wer war Ingeborg Bachmann?" von Ina Hartwig© S. Fischer / dpa
Die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann ist auch ein Mythos: Ihre Auftritte, ihre Beziehungen zu Paul Celan und Max Frisch, ihre glamouröse Aura und ihr mysteriöser Tod machten sie zu einer der faszinierendsten Intellektuellen der Nachkriegsgeschichte. Ina Hartwig hat endlich eine entmystifizierende Biografie über diese ehrgeizige, so fragile wie derbe Diva geschrieben, die ein Medienprofi war.
5 (-) Maggie Nelson: Die Argonauten
Aus dem Englischen von Jan Wilm
Hanser, 192 Seiten, 20 Euro
Ein autobiografischer und eminent politischer Essay: Nelson schreibt über ihre Liebe zu Harry Dodge, der früher eine Frau war. Jetzt wird er durch Hormone männlicher, und Maggie ist schwanger, spürt die Weiblichkeit ihres Körpers – und auf Fotos sehen sie aus wie eine heteronormative Familie. Mit den Mitteln der Poesie und der Theorie erforscht Nelson, wie flüssig das Geschlecht unserer Körper wirklich ist.
Maggie Nelson: "Die Argonauten"© Hanser Verlag, dpa
6 (-) C. E. Judith Belinfante/Evelyn Benesch (Hrsg.): Charlotte Salomon - Leben? oder Theater?
Taschen, 600 Seiten, 30 Euro
C. E. Judith Belinfante/Evelyn Benesch (Hrsg.): "Charlotte Salomon. Leben? oder Theater?"© Taschen Verlag
Leben? Oder Theater? ist eine Art Autobiografie der fast vergessenen Künstlerin Charlotte Salomon, die im Alter von 26 Jahren in Auschwitz ermordet wurde. In dem Bildband porträtiert die Jüdin ihre Berliner Kindheit und Jugend, das Kunststudium im Schatten der NS-Diktatur, ihre Beziehungen zu Männern, das Exil in Frankreich und vor allem ihre Familiengeschichte, die von Suiziden überschattet war. Bei aller Tragik ist es ein Buch voller Ironie, Intensität und Lebensbejahung.
7 (-) Pauline de Bok: Beute
Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens;
C. H. Beck, 272 Seiten, 19,95 Euro
Pauline de Bok, Schriftstellerin und Übersetzerin aus den Niederlanden, hat bei der Recherche für einen Roman den Jagdschein gemacht – und Blut geleckt. Seither geht sie in Mecklenburg-Vorpommern auf die Pirsch. Jetzt erzählt sie davon: wie ein menschlicher Urtrieb in ihr erwachte, wie ihr Verhältnis zur Natur sich wandelte, wie sie lernte, ihre Beute vom Kopf bis zum Schwanz zu verwerten – und was die moralischen Dilemmata bei der Jagd über das Wesen des Menschen verraten.
Pauline de Bok: "Beute"© C.H. Beck; imago/BildFunkMV
7 (-) Philippe Sands: Rückkehr nach Lemberg
Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke
S. Fischer; 592 Seiten, 26 Euro
Der britische Jurist und Schriftsteller Philippe Sands erzählt, wie er während einer Reise nach Lemberg auf die Geschichte zweier Männer traf, die nach dem Zweiten Weltkrieg die zentralen Begriffe für die Strafverfolgung von NS-Verbrechen geprägt haben – also Begriffe wie "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" und "Genozid". Der Autor hat seine juristische Spurensuche zu einer packenden Erzählung verwandelt, die sich mit den Grundlagen von Schuld und Sühne auseinandersetzt.
Philippe Sands: "Rückkehr nach Lemberg"© S. Fischer; dpa / picture alliance / Lyseiko
9 (-) Rita Aldenhoff-Hübinger u. a. (Hrsg.): Max Weber - Briefe 1887–1894 (Band II/2)
Mohr Siebeck, 683 Seiten, 289 Euro
Der Band dokumentiert eine frühe Lebensphase des großen Soziologen Max Weber: Die Zeit nach seinem Ersten Juristischen Staatsexamen bis zum Wechsel an die Universität Freiburg. In den über 200 Briefen setzt sich der Begründer der modernen Soziologie mit den für sein Werk zentralen Fragen des Liberalismus und des Protestantismus auseinander. Kluge Kommentare runden die Neuedition ab.
Rita Aldenhoff-Hübinger u. a. (Hrsg.): "Max Weber - Briefe 1887–1894" (Band II/2)© Verlag Mohr Siebeck / imago / Leemage
10 (6) Bernd Roeck: Der Morgen der Welt Geschichte der Renaissance
C. H. Beck, 1304 Seiten, 44 Euro
Buchcover "Der Morgen der Welt" von Bernd Roeck© C. H. Beck / Imago
Warum stieg Europa in der Renaissance zur Weltdominanz auf? Diese Frage beantwortet der Historiker Bernd Roeck in seinem faszinierenden, faktenreichen Panorama. Seine Gründe für den Siegeszug seit 1500: Die italienische Kunst, die Ideen des Humanismus, der Rückbezug auf die Antike, die Technikbegeisterung, aber auch die Kolonialisierung machten den Kontinent selbstbewusst.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:
René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
Peter Arens (ZDF)
Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
Ralph Bollmann ("F.A.S.")
Stefan Brauburger (ZDF)
Alexander Cammann ("DIE ZEIT")
Gregor Dotzauer ("Der Tagesspiegel")
Heike Faller ("DIE ZEIT")
Daniel Fiedler (ZDF)
Svenja Flaßpöhler ("Philosophie Magazin")
Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
Manuel J. Hartung ("DIE ZEIT")
Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
Ekkehard Knörer ("Merkur")
Inge Kutter ("DIE ZEIT")
Hannah Lühmann ("DIE WELT")
Ijoma Mangold ("DIE ZEIT")
Tania Martini ("taz")
Christoph Möllers (HU Berlin)
Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
Bettina von Pfeil (ZDF)
Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
Anne Reidt (ZDF)
Anna Riek (ZDF)
Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
Hilal Sezgin (freie Autorin)
Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
Elisabeth von Thadden ("DIE ZEIT")
Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)