Cover: "Die Gesellschaft der Singularitäten" von Andreas Reckwitz© Suhrkamp Verlag / imago / Deutschlandradio
Der Soziologe Andreas Reckwitz hat eine originelle Generaltheorie unserer Epoche vorgelegt: Nach der industriellen Moderne herrsche im Westen ein Kulturkapitalismus, der wieder soziale Klassen kenne – die sich aber nach kultureller Dominanz sortieren. Reckwitz erzählt, wie der Drang zum Singulären den nach Gleichheit abgelöst hat – und dabei neue Eliten und Abgehängte, Spaltungen und Konflikte entstehen.
Cover "Mit Rechten reden" von Leo/Steinbeis/Zorn© Klett-Cotta / imago / Deutschlandradio
Seit die AfD in den Bundestag eingezogen ist, kommt niemand mehr um die Frage herum: Soll man die Rechten ausgrenzen oder soll man die Diskussion suchen? Per Leo, Maximilian Steinbeis und Daniel-Pascal Zorn haben sich für die Auseinandersetzung entschieden. Ihr Leitfaden zeigt, wie man aus der Sackgasse von rechten wie linken Diskursritualen herausfindet. Suche den Streit!
3) Philipp Ther: "Die Außenseiter. Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa"
Suhrkamp Verlag, 436 Seiten, 26 Euro
Buchcover: "Die Außenseiter" von Philipp Ther© Suhrkamp / dpa / Combo: Deutschlandradio
Die Erfolge der AfD drohen zu schleifen, was vor wenigen Jahren schon fast als Konsens galt: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Ther erinnert daran, dass die Geschichte Europas ohne Flüchtlinge nicht zu denken ist. Er analysiert Gründe für Flucht und Vertreibung, von den Hugenotten bis zu den Tataren, und legt dar, warum die Aufnahme von Flüchtlingen für Europa stets ein Segen war.
4) Jürgen Neffe: "Marx, der Unvollendete"
C. Bertelsmann Verlag, 656 Seiten, 28 Euro
Cover "Marx - Der Unvollendete" von Jürgen Neffe© Bertelsmann / dpa / Combo: Deutschlandradio
Er ist einer der bedeutendsten Denker der Philosophiegeschichte – und zugleich der politisch folgenreichste: Karl Marx bekommt von dem Journalisten Jürgen Neffe eine umfassende Biografie. Seine Lebensstationen werden ebenso anschaulich erzählt wie seine intellektuelle Entwicklung gedeutet. Die verschiedenen Rollen von Marx werden sichtbar: Journalist, Revolutionär, Philosoph, Politiker und Privatmann.
Hören Sie hier unser Interview mit Jürgen Neffe, aufgenommen während der Frankfurter Buchmesse:
5) Arlie Russell Hochschild: "Fremd in ihrem Land. Eine Reise ins Herz der amerikanischen Rechten"
Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff
Campus Verlag, 429 Seiten, 29,95 Euro
Cover "Fremd in ihrem Land" von Alice Russell-Hochschild© Campus Verlag/ imago / Combo: Deutschlandradio
2011 brach die Soziologin Arlie Russell Hochschild zu einer Safari durch Louisiana auf: Im zweitärmsten Bundesstaat der USA traf sie Stahlarbeiter mit Hass auf Washington und Angst um die Zukunft, Südstaaten-Rassisten und verarmte Familien. Herausgekommen ist eine Reportage, die zeigt: Mit Trump-Wählern beim Hechte-Angeln zu diskutieren überwindet nicht die gesellschaftliche Spannung. Aber es hilft, sie zu verstehen.
Jürgen Kaube: Die Anfänge von allem© Foto: picture alliance/dpa / Cover: Verlag Rowohlt Berlin
Seit wann gibt es den aufrechten Gang und seit wann die Monogamie? Wie entstand die Sprache? Jürgen Kaube kehrt zu den Anfängen der Menschheitsgeschichte zurück, um zu erklären, wie das entstand, was heute unsere Gesellschaft und unser Menschsein ausmacht. Es hätte natürlich auch alles anders kommen können. Er beschreibt, wie Epen und die Geschichtsschreibung unser Verständnis der Welt bis heute prägen.
7) Herfried Münkler: "Der Dreißigjährige Krieg – Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618-1648"
Rowohlt Verlag, 976 Seiten, 39,95 Euro
Cover "Der dreißigjährige Krieg" von Herfried Münkler© Rowohlt / dpa / Combo: Deutschlandradio
Bis zum Zweiten Weltkrieg war es der Dreißigjährige Krieg, der als Referenzgröße wahren Schreckens und schlimmster Verwüstung galt. Herfried Münkler erzählt, wie dieser Krieg, der nicht nur ein Drittel der Bevölkerung das Leben kostete, sondern auch die europäische Staatenordnung zerstörte, der Anfang einer neuen Epoche wurde und eine entscheidende Friedensordnung zuwege brachte.
Cover "Gerd Koenen: Die Farbe Rot" © imago / Danita Deliment & Cover "Gerd Koenen: Die Farbe Rot"
Gerd Koenen erzählt auf mehr als tausend Seiten eine umfassende Geschichte des Kommunismus zwischen Revolution und Terror, Kunst und Propaganda, Utopie und Parteiapparat. Karl Marx spielt natürlich eine Schlüsselrolle. Aber auch die realpolitische Umsetzung der marxistischen Ideen in Russland und China werden als breites Schlachtenpanorama dargestellt.
9) Souad Mekhennet: "Nur wenn du allein kommst - Eine Reporterin hinter den Fronten des Jihad"
Aus dem Englischen von Sky Nonhoff
C. H. Beck Verlag; 384 Seiten, 24,95 Euro
Cover "Nur wenn du allein kommst" von Souad Mekhennet© C.H. Beck Verlag / AFP / Combo: Deutschlandradio
Die Journalistin Souad Mekhennet berichtet von ihren investigativen Recherchen hinter den Kulissen des islamistischen Terrors. Diese führten sie in den Irak, nach Pakistan, in den Libanon und in den Maghreb, wo sie den IS-Henker Mohammed Emwazi enttarnte, den Anführer von Al-Kaida interviewte und aufdeckte, dass der Deutschlibanese Khaled El-Masri von der CIA entführt und gefoltert wurde.
10) Emmanuelle Loyer: "Lévi-Strauss – Eine Biographie"
Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
Suhrkamp Verlag, 1088 Seiten, 58 Euro
Cover "Lévi-Strauss" von Emmanuelle Loyer, rechts: Claude Lévi-Strauss am 8. Juni 2001 in Paris © Suhrkamp / AFP/ Joel Robine
Emmanuelle Loyer zeichnet das Leben und den intellektuellen Werdegang des weltberühmten Anthropologen Claude Lévi-Strauss nach. Sie beleuchtet seine persönliche Entwicklung, seine Expeditionen nach Brasilien und sein Leben im amerikanischen Exil. Lévi-Strauss schrieb Wissenschaftsgeschichte, indem er den ethnologischen Strukturalismus begründete. Sein Werk prägt unser Denken bis heute.
So funktioniert die Abstimmung:
Die Titel der Sachbuchbestenliste werden durch eine 30-köpfige Jury bestimmt. Jeder Juror vergibt Punkte für die vier Sachbücher, denen er eine möglichst große Aufmerksamkeit wünscht. In der Reihenfolge der Wertschätzung werden 15, 10, 6 und 3 Punkte vergeben. Punkte können nicht auf ein einziges Buch gehäuft oder von einem Monat in den nächsten mitgenommen werden. Jeder Titel darf höchstens drei Mal auf der Bestenliste erscheinen. Der Erscheinungstermin der empfohlenen Titel darf nicht länger als ein Jahr zurückliegen. Empfohlen werden deutschsprachige oder ins Deutsche übersetzte Bücher.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:
René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
Peter Arens (ZDF)
Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
Ralph Bollmann (F.A.S.)
Stefan Brauburger (ZDF)
Alexander Cammann (DIE ZEIT)
Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
Heike Faller (DIE ZEIT)
Daniel Fiedler (ZDF)
Svenja Flaßpöhler (Deutschlandfunk Kultur)
Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
Manuel J. Hartung (DIE ZEIT)
Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
Ekkehard Knörer (Merkur)
Inge Kutter (DIE ZEIT)
Hannah Lühmann (DIE WELT)
Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
Tania Martini (taz)
Christoph Möllers (HU Berlin)
Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
Bettina von Pfeil (ZDF)
Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
Anne Reidt (ZDF)
Anna Riek (ZDF)
Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
Hilal Sezgin (freie Autorin)
Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)