Sachbuchbestenliste

    Die besten Sachbücher im Oktober

    Zusammenstellung der Sachbuchbestenliste 2018 im Deutschlandfunk Kultur.
    Die Sachbuchbestenliste Oktober 2018 © Montage: Deutschlandradio
    Deutschlandfunk Kultur, ZDF und "Die Zeit" präsentieren die stärksten Sachbücher des Monats. Gekürt werden die Titel von einer Jury aus 30 Kritikerinnen und Kritikern.

    1 (-) Perry Anderson: Hegemonie
    A. d. Engl. v. Frank Jakubzik;
    Suhrkamp; 249 Seiten, 18 Euro


    Ein Wort hat derzeit Konjunktur: Hegemonie. Seit der griechischen Antike bezeichnet es Beziehungen zwischen Staaten oder Klassen, die von einer Mischung aus Freiwilligkeit und Zwang geprägt sind. Indem der Historiker Perry Anderson die Geschichte des Konzepts in verschiedenen Kulturen nachzeichnet, offenbart er zugleich, dass der Begriff ein politisches Barometer für sich wandelnde Machtverhältnisse ist. 73 Punkte
    Buchcover vor einer verschwommenen Grafik einer Weltkarte.
    Hegemonie: bezeichnetdie Beziehung zwischen Staaten oder Klassen.© Suhrkamp / imago / Ikon Images

    2 (5) Adam Tooze: "Crashed. Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben"
    Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz, Karsten Petersen, Thorsten Schmidt
    Siedler, 800 Seiten, 38 Euro

    Cover von Adam Tooze: "Crashed", im Hintergrund ist die Fassade des Gebäudes von Lehman Brothers zu sehen
    Die Finanzkrise ist noch lange nicht zu Ende, zeigt der britische Historiker Adam Tooze.© Siedler / dpa/picture alliance / Collage: DLF Kultur
    Als die US-Großbank Lehman Brothers 2008 zusammenbrach, war dies der Höhepunkt der Finanzkrise. Und obwohl der totale Kollaps verhindert wurde, ist die Krise noch lange nicht Geschichte. Der britische Historiker Adam Tooze zeigt: Nicht nur die Stabilität Europas ist ins Wanken geraten, erschüttert wurde auch das Vertrauen in die Kraft der Globalisierung – so trug die Krise zum Aufstieg der Populisten bei. 63 Punkte

    3 (4) Valentin Groebner: "Retroland. Geschichtstourismus und die Sehnsucht nach dem Authentischen"
    S. Fischer, 224 Seiten, 20 Euro

    Cover von Valentin Groebner: "Retroland", im Hintergrund ist ein deutsches Gasthaus zu sehen
    Wir reisen gerne an Orte, an denen die Zeit vermeintlich stehen geblieben ist, stellt Valentin Groebner fest.© S. Fischer / imago/Becker&Bredel / Collage: DLF Kultur
    Geschichtstourismus liegt im Trend. Aber warum eigentlich? Was suchen wir im "Retroland"? Historische Altstädte, Kolonialidyllen und urtümliche Alpendörfer: Wir reisen an Orte, an denen die Zeit vermeintlich stehengeblieben ist. Der Historiker Valentin Groebner erzählt von den Hotspots des Geschichtstourismus und der falschen Hoffnung, dort das Paradies zu finden. 56 Punkte

    4 (7) David Graeber: "Bullshit – Jobs"
    Aus dem Englischen von Sebastian Vogel
    Klett-Cotta, 464 Seiten, 26 Euro

    Cover von David Graeber: "Bullshit - Jobs", im Hintergrund ist ein Großraumbüro zu sehen
    Was macht der technische Fortschritt mit unserer Arbeitswelt? Das ergründet David Graeber in "Bullshit - Jobs".© Klett-Cotta / picture alliance/dpa / Collage: Dlf Kultur
    Im Zuge des technischen Fortschritts sind zahlreiche Arbeitsplätze durch Maschinen ersetzt worden. Trotzdem ist die durchschnittliche Arbeitszeit nicht etwa gesunken, sondern auf durchschnittlich 41,5 Wochenstunden gestiegen. Wie konnte es dazu kommen? David Graeber zeigt, warum immer mehr überflüssige Jobs entstehen und welche verheerenden Konsequenzen dies für unsere Gesellschaft hat. 55 Punkte

    5 (-) Michael Ohl: Stachel und Staat. Eine leidenschaftliche Naturgeschichte von Bienen, Wespen und Ameisen
    Droemer; 368 Seiten, 39,99 Euro

    Cover von "Stachel und Staat" vor dem Hintergrund eines Bienenstocks
    Cover von "Stachel und Staat" vor dem Hintergrund eines Bienenstocks© dpa Verlag Droemer
    Bienen, Wespen und Ameisen: Wir preisen ihren Nutzen. Und doch haben wir Angst vor ihnen – und vor ihrem schmerzhaften Stich. Der Stachel ist die wichtigste Erfindung dieser Insektengruppe. Ohls Buch lässt sich auf die widersprüchlichen Seiten der Insekten ein. Es erzählt, wie und warum der Stachel eingesetzt wird – und was wir Menschen aus dem Verhalten der Tiere lernen können. 48 Punkte

    6 (-) Martin Amis: Im Vulkan
    A. d. Engl. v. Joachim Kalka
    Hrsg. v. Daniel Kehlmann
    Kein & Aber; 320 Seiten, 25 Euro


    Martin Amis porträtiert mit großer Offenheit Salman Rushdie, Madonna oder Donald Trump. Er begleitet Tony Blair zu Angela Merkel, beobachtet das gleichzeitige Heranströmen von Oktoberfestbesuchern und Flüchtlingen in München. Jeder Satz schnappt mit frischer Genauigkeit zu. Der Autor hat die einzigartige Fähigkeit, den Leser mitzunehmen, als wären seine Essays kleine Abenteuer. 41Punkte
    Buchcover vor einem verschwommenen Bild von Angela Merkel und Tony Blair.
    Amis Essays wirken wie kleine Abenteuer.© Kein & Aber / imago / photothek

    7 (-) Alexander von Schönburg: Die Kunst des lässigen Anstands
    Piper; 368 Seiten, 20 Euro


    Wir leben in einem Zeitalter der Beliebigkeit und der Selbstsucht. Alles ist erlaubt, jeder will sich selbst optimieren. So wird übertrumpft, gedrängelt, gepöbelt. Doch auf diese Weise wird unser Zusammenleben höchst unangenehm. Alexander von Schönburg plädiert gewitzt für mehr Anstand, für ritterliche Werte und Tugenden, die lange altmodisch erschienen und wiederbelebt werden müssten. 35 Punkte
    Buchcover vor vor einem verschwommenen Bild einer edlen Gesellschaft.
    Alexander von Schönburg plädiert gewitzt für mehr Anstand.© Piper / Imago / imagebroker

    8 (-) Sue Black: Alles, was bleibt. Mein Leben mit dem Tod
    A. d. Engl. v. K. Bielfeldt und J. Bürger
    DuMont; 416 Seiten, 24 Euro


    Dieses Buch ist eine unsentimentale, aber berührende Annäherung an den Tod. Die weltweit führende forensische Anthropologin und Anatomin Sue Black zieht hier das Fazit ihrer bahnbrechenden Karriere. Sie setzt sich mit den Spielarten des Todes, ihren Ängsten, dem Sterben ihrer Eltern und ihrer eigenen Sterblichkeit auseinander und plädiert für einen anderen Umgang unserer Gesellschaft mit dem Tod. 27 Punkte
    Buchcover vor einem verschwommenen Bild von Grabsteinen.
    Eine unsentimentale, berührende Annäherung an den Tod.© DuMont / Unsplash / Matt Botsford

    9 (-) Tristan Garcia: Wir
    A. d. Franz. v. U. Kunzmann
    Suhrkamp; 332 Seiten, 28 Euro

    Buchcover vor einem Bild eines Arbeiterstreiks in England.
    "Wir" zu sagen ist die politische Handlung schlechthin.© Suhrkamp / picture alliance / akg-images / NordicPhotos
    "Wir" zu sagen, ein "Wir" zu bilden ist die politische Handlung schlechthin. Wie aber konstituiert sich ein politisches Subjekt? Wie funktioniert Identitätsbildung? Und wie hat sie sich historisch in den letzten zwei Jahrhunderten entwickelt? Das sind die Fragen, denen der französische Philosoph Tristan Garcia in seinem neuen Buch nachgeht. Eine fulminante Analyse der Identitätspolitik. 25 Punkte

    9 (-) Yuval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
    A. d. Engl. v. Andreas Wirthensohn
    C. H. Beck; 459 Seiten, 24,95 Euro

    Cover von Yuval Noah Harari: "21 Lektionen für das 21. Jahrhundert"; im Hintergrund sind Menschen vor digitalem Zahlcode zu sehen
    Über den Umgang mit der Gegenwart, die von radikaler Unsicherheit gekennzeichnet, schreibt Yuval Noah Harari.© C.H. Beck / picture alliance/imageBROKER / Collage: DLF Kultur
    Der Historiker Yuval Noah Harari konfrontiert uns mit den wichtigsten Debatten dieser Zeit: Wie unterscheiden wir Wahrheit und Fiktion? Was sollen wir unseren Kindern beibringen? Wie können wir moralisch handeln? Wie bewahren wir Freiheit und Gleichheit? Dieses Buch stellt die relevantesten Fragen – und will dabei die Antworten nicht den Märkten überlassen. 25 Punkte

    9 (8) Carlo Rovelli: "Die Ordnung der Zeit"
    Aus dem Italienischen von Enrico Heinemann
    Rowohlt, 192 Seiten, 20 Euro

    Cover Carlo Rovelli: "Die Ordnung der Zeit", im Hintergrund ist das Ziffernblatt einer Uhr zu sehen
    Physiker Carlo Rovelli macht sich Gedanken um ein Phänomen, das uns alle beschäftigt: die Zeit.© Rowohlt / picture alliance/dpa / Collage: DLF Kultur
    Kaum etwas interessiert Physiker so sehr wie der Begriff der Zeit. Seit Einstein sie mit der Raumzeit zusammengepackt und der Gravitation unterworfen hat, wird sie von Wissenschaftlern umrätselt. Zwar kommen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft heute in den großen Theorien nicht mehr vor. Aber geht es wirklich ganz ohne die Zeit? Darum dreht sich das Buch des Ausnahme-Physikers Carlo Rovelli. 25 Punkte

    Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:

    René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
    Peter Arens (ZDF)
    Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
    Ralph Bollmann (FAS)
    Stefan Brauburger (ZDF)
    Alexander Cammann (DIE ZEIT)
    Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
    Heike Faller (DIE ZEIT)
    Daniel Fiedler (ZDF)
    Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
    Manuel J. Hartung (DIE ZEIT),
    Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
    Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
    Inge Kutter (DIE ZEIT)
    Hannah Lühmann (Die Welt)
    Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
    Tania Martini (taz)
    Susanne Mayer (DIE ZEIT)
    Christoph Möllers (HU Berlin)
    Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
    Bettina von Pfeil (ZDF),
    Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
    Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
    Anne Reidt (ZDF)
    Anna Riek (ZDF)
    Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
    Hilal Sezgin (freie Autorin)
    Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
    Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
    Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)

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