1 (-) Hedwig Richter: "Demokratie. Eine deutsche Affäre"
C.H. Beck, München 2020
400 Seiten, 26,95 Euro
Der Nutzen der Geschichte für die Gegenwart
ernst? Die Historikerin Hedwig Richter reist in die Vergangenheit, erzählt die
Geschichte der deutschen Demokratie als eine Chronologie von Fehlern,
Zufällen und Lernprozessen, in deren Zentrum der Zivilisationsbruch des
Holocausts steht. Ein Buch, das trotz allem viel Hoffnung weckt. 84 Punkte
2 (1) Omri Boehm: "Israel – eine Utopie"
Aus dem Englischen von Michael Adrian
Propyläen, Berlin 2020
256 Seiten, 20 Euro
"Lasst das Licht der öffentlichen Debatte dazu beitragen, ein rationales Urteil über den jüdischen Staat zu fällen", sagt der Philosoph Omri Boehm. Er unterscheidet in Bezug auf Israel Selbstbestimmung und Souveränität: Das israelische Volk habe ein Recht auf Selbstbestimmung, aber keines auf eine Souveränität, die Minderheiten oder andere Völker unterdrücke. Boehm benennt Demokratiedefizite, ganz ohne Polemik. 48 Punkte
3 (-) Dina Nayeri: "Der undankbare Flüchtling"
Aus dem Englischen von Yamin von Rauch
Kein & Aber, Zürich 2020
400 Seiten, 24 Euro
Dina Nayeri weiß, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein und sich ein neues Leben aufzubauen. In ihrem vielschichtigen Buch verwebt die iranisch-US-amerikanische Essayistin ihre persönliche Fluchtgeschichte mit der anderer Migranten und zeigt, was sich in der Weltpolitik ändern muss. Ein schillernder, trauriger Erfahrungsbericht. 46 Punkte
4 (-) Magnus Brechtken: "Der Wert der Geschichte"
Siedler, München 2020
304 Seiten, 20 Euro
4 (4) Max Czollek: "Gegenwartsbewältigung"
Hanser, München 2020
208 Seiten, 20 Euro
Wer ist deutsch, wer nicht? Gerade in Krisenzeiten spaltet diese Frage die Gesellschaft, sagt der Publizist und Lyriker Max Czollek. Sein Bestseller "Desintegriert euch!" war ein Manifest für die plurale Gesellschaft und forderte mehr Vielfalt hierzulande. Jetzt legt der Autor nach: In seinem neuen Buch dekonstruiert er das hiesige Verständnis von Nation und Kultur, das noch immer völkisch geprägt sei. 40 Punkte
6 (-) Jonathan Lear: "Radikale Hoffnung"
Aus dem Englischen von Jens Pier
Suhrkamp, Berlin 2020
235 Seiten, 28 Euro
7 (-) Detlef Pollack: "Das unzufriedene Volk"
transcript, Bielefeld 2020
232 Seiten, 20 Euro
keinen Bevölkerungsteil so viel geschrieben und diskutiert wie über die Ostdeutschen. Auch die Revolution von 1989 war kein Erfolg einer Elite, sondern
ein Sieg des Volkes. Der Soziologe Detlef Pollack schildert, wie die Selbstermächtigung der Ostdeutschen zum Ressentiment wurde. 27 Punkte
8 (6) Jakob Hein: "Hypochonder leben länger"
Galiani-Berlin, Berlin 2020
240 Seiten, 20 Euro
8 (-) Helmut Lethen: "Denn für dieses Leben ist der Mensch nicht schlau genug"
Rowohlt Berlin 2020
320 Seiten, 24 Euro
10 (-) Richard J. Bernstein: "Denkerin der Stunde. Über Hannah Arendt"
Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn
Suhrkamp, Berlin 2020
141 Seiten, 14 Euro
Noch ein Buch über Hannah Arendt? Es gibt kaum ein Thema, das nicht
schon mit Arendt verknüpft wurde: Konservativismus, Antisemitismus,
Feminismus, Kolonialismus. Der amerikanische Philosoph Richard J. Bernstein
hält dagegen und beweist in seinem Buch, dass das Werk von Hannah Arendt
lange noch nicht toterzählt ist. 23 Punkte
So funktioniert die Abstimmung:
Jedes Jurymitglied vergibt an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste:
René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur)
Peter Arens (ZDF)
Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur)
Ralph Bollmann (FAS)
Stefan Brauburger (ZDF)
Alexander Cammann (DIE ZEIT)
Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel)
Heike Faller (DIE ZEIT)
Daniel Fiedler (ZDF)
Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch)
Manuel J. Hartung (DIE ZEIT)
Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur)
Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur)
Inge Kutter (DIE ZEIT)
Hannah Lühmann (DIE WELT)
Ijoma Mangold (DIE ZEIT)
Susanne Mayer (DIE ZEIT)
Tania Martini (taz)
Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur)
Jutta Person (freie Literaturkritikerin)
Bettina von Pfeil (ZDF)
Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung)
Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur)
Anne Reidt (ZDF)
Anna Riek (ZDF)
Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte)
Hilal Sezgin (freie Autorin)
Catrin Stövesand (Deutschlandfunk)
Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)