Elvis Presleys Verdauung

Auf der Toilette ist er verstorben, Elvis Presley, verstopfungsgeplagter King of Rock 'n' Roll. Täglich erhielt er Abführmittel und Einläufe. Maßnahmen, die sein Leibarzt zeitlich präzise planen musste, damit der weiße Anzug des Kings auf der Bühne auch hinten weiß blieb. Das gelang nicht immer.

"Schluck - Auf Entdeckungsreise durch unseren Verdauungstrakt", geschrieben von der amerikanischen Erfolgsautorin Mary Roach und "Charme mit Darm - Alles über ein unterschätztes Organ" von der deutschen Nachwuchsmedizinerin Giulia Enders sind zwei der Sachbücher, die derzeit zum Thema Darm erscheinen, wie ein Blick in aktuelle Verlagsprogramme zeigt. Das Thema scheint schwer im Kommen, wobei diese beiden Autorinnen ihre Sache so wunderbar machen, dass man ihnen bereitwillig folgt, den Schlund hinunter und den Anus hinauf, in die dunklen Zonen menschlichen Gedärms.

Munter, aufgeräumt, medizinisch versiert - so legt Giulia Enders ihr Buch an. Bei ihr erfährt man nicht nur, wie Dünn- und Dickdarm den Nahrungsbrei Richtung Ausgang transportieren, in welcher Sitzposition sich der Enddarm am besten entleeren lässt und warum der Kot seine typisch braune Farbe trägt, sondern sie gibt auch viele Ratschläge zu Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Fragen der Alltagshygiene. Besonders spannend gelingt die Darstellung der komplexen Zusammenarbeit von Darm und Hirn, das die Autorin in einem klugen, René Descartes abwandelnden Bonmot zusammenfasst: "Ich fühle, daraufhin denke ich, also bin ich."

Medizinische Ratschläge, biologische Vollständigkeit - von solchen Ideen löst sich Mary Roach völlig in ihrem turbulenten und intelligenten Buch. Stattdessen setzt sie ganz auf die persönliche Perspektive und inszeniert die Erkundung des Darms als irrwitzige Achterbahnfahrt. Die Autorin passiert verrückte Experimente und menschenfressende Tiere, erzählt von gasgefüllten Toten, deren Leiber zerplatzen, führt in die schleimige Welt der Speichelforschung ein, erforscht bestialisch stinkende Fürze und berichtet von Schlangen, die Gazellen in Gänze verschlucken, woraufhin Verwesungsgase als Flammen aus dem Reptilienrachen schlagen.

Es ist die schiere Freude dabei zu sein, wenn Mary Roach lustvoll ihr Kuriositätenkabinett zusammenträgt, angefüllt mit den sonderbarsten Fundstücken diesseits und weit jenseits der Ekelgrenze. Ein ganzes Kapitel widmet die Autorin dann auch dem "King of Constipation", Elvis Presley. Der litt, wie die Medizin heute vermutet, an einem "Megakolon", einem abnorm erweiterten, teils gelähmten Dickdarm, dem Medikamentenmissbrauch geschuldet. Deshalb schwoll der Leib des Musikers innerhalb von Stunden an, als hätte er kiloweise zugenommen, deshalb presste er sich beim Stuhlgang zu Tode. Und als man den King aufschnitt, Mary Roach weiß es genau, "wies der gestaute Kot eine lehmartige Konsistenz auf und ließ sich trotz größerer Anstrengungen des obduzierenden Arztes nur schwer mit der Schere herausschneiden." Yep!