Sarah Diehl: Die Uhr, die nicht tickt - Kinderlos glücklich
Arche Verlag 2014, 256 Seiten, 14,99 Euro / auch als eBook
Leben mit Kindern - oder lieber kinderlos?
Ein unabhängiges Leben und Erfolg im Beruf: Als Mutter kannst du das vergessen! Diese These vertreten die beiden Sachbuchautorinnen Sarah Diehl und Britta Sembach. Die eine hat Nachwuchs und ihre Erfahrungen gemacht, die andere will kinderlos bleiben – und Respekt dafür.
"Mir liegt nichts ferner als der Gedanke, selbst Mutter zu werden", schreibt die Publizistin Sarah Diehl zu Beginn ihrer Streitschrift "Die Uhr, die nicht tickt". Sie ist Mitte dreißig, freiwillig kinderlos und erklärt im Gespräch, warum sie diesen Lebensentwurf gewählt hat.
Sie erlebe oft, dass Frauen Angst hätten, ein Kind könne eine Partnerschaft, die gut funktioniere, zerstören, sagt sie. Das gelte auch für sie. Viele junge Frauen hätten von einer Familie die Vorstellung, dass sie dies Lebensmodell einfach "nicht partnerschaftlich leben" könne. Sie fürchteten als Alleinerziehende zu enden, wenn sie sich für ein Kind entscheiden.
Wichtig sei ihr aber auch, das "Mutterideal" zu hinterfragen, "worunter, glaube ich, alle Frauen leiden", sagte Diehl. Die kinderlose Frau stelle dieses Ideal der Mutter, die unbezahlt Familienarbeit leiste, in Frage.
"Wir müssen andere Rahmenbedingungen schaffen"
Britta Sembach, die mit ihrem Partner zwei Kinder hat, sagte, dass sie an das Projekt Familie gemeinsam mit ihrem Mann "sehr partnerschaftlich" angegangen sei. Sie halte es aber letztlich für illusorisch, dass beide Partner Karriere machen, wenn sie Kinder haben.
Ein wesentliches Problem sei, dass das Steuer- und Sozialsystem die traditionelle Familie bevorteile – "unsere modernen Familienentwürfe werden nicht abgebildet", sagte Sembach.
Das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie werde in Deutschland in die Partnerschaft verlagert, es sei aber "kein individuelles Problem", sondern eines, das wir gemeinsam lösen müssten.
"Wenn wir das wirklich wollten, dass wir zwei erwachsene Menschen haben, die arbeiten – und das ist ein politisches Ziel, schon sehr lange (...) – wenn wir das wollen, dann müssen wir andere Rahmenbedingungen schaffen: Dann müssen wir unser Steuersystem auf den Prüfstand stellen, unser Sozialsystem, und natürlich müssen wir über Kinderbetreuung in einer ganz anderen Form reden. Wie werden unsere Kinder groß, bis sie wirklich groß sind?", so Sembach. Sie beklagt eine "fragmentierte Familienpolitik".
Susanne Garsolfsky und Britta Sembach: Die Alles ist möglich-Lüge - Wieso Familie und Beruf nicht zu vereinbaren sind
Pantheon Verlag 2014, 256 Seiten, 17,99 Euro / auch als eBook