Musikalische Einflüsse vom Flohmarkt
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"Athen" heißt Max Herres neues Album: Der Musiker, bekannt geworden vor über 20 Jahren mit seiner Hiphop-Band „Freundeskreis“, beweist weiter seine Vielfalt. Inspiration für seine Musik holt er sich auf der ganzen Welt – auch in der DDR der 70er-Jahre.
Sieben Jahre hat es gedauert, bis Max Herre die Musikwelt Anfang des Monats mit seinem neuen Studioalbum "Athen" beglückte. Für Fans des Musikers eine lange Zeit, aber Untätigkeit kann man dem 47-Jährigen nun wirklich nicht vorwerfen. "Ich brauche für meine Sachen schon auch immer eine Weile, aber nicht sieben Jahre", sagt der Künstler. In der Zwischenzeit hat er Konzerte gespielt, ein Unplugged-Album aufgenommen und als Produzent Alben anderer Musiker herausgebracht, etwa von seiner Frau, der Soulsängerin Joy Denalane.
"Musik ist ein Ausdruck des Blicks auf die Welt"
Bekannt wurde der 1973 in Stuttgart geborene Max Herre mit seiner Hiphop-Band "Freundeskreis", die in den 90er-Jahren mit "A-N-N-A" ihren Durchbruch hatte. Seitdem hat er zahlreiche Studio- und Livealben veröffentlicht und ist immer wieder als Produzent in Erscheinung getreten: "Musik ist für mich der Spiegel, was man als Mensch denkt, was einen bewegt und ist ein Ausdruck des Blicks auf die Welt."
Schon als Kind hatte Max Herre eine große Liebe zur Musik und musste als eingefleischter Udo-Lindenberg-Fan auch mal auf Familienfeiern den "Sonderzug nach Pankow" zum Besten zu geben. "Das hatte ich schon mit sechs, sieben, acht, dass ich gern gesungen habe und mich auch gerne singenderweise produziert habe vor der Familie."
Die Musik zwischen den Zeilen
"Wenn man sich mit Hiphop befasst, merkt man schnell, dass sich Hiphop aus allen möglichen Genres speist und immer nur eine Form ist auf der Suche nach Vorgängermusik", sagt Max Herre, der auf seinem neuen Album Hiphop mit Weltmusik und Pop aus der DDR zusammenbringt. Das Stück "Nachts" ist eine Hommage an den gleichnamigen Klassiker von Veronika Fischer, der in den 70ern in der DDR-Hitparade erfolgreich war.
Musik wie diese hat Max Herre, aufgewachsen im tiefsten Westen der Republik, spätestens Anfang der Nullerjahre bei seinen Streifzügen auf Berliner Flohmärkten kennengelernt, wenn er sich durch Platten von Manfred Krug, Veronika Fischer, Uschi Brüning oder Stern-Combo Meißen wühlte. Es habe in der DDR eine ganze Szene gegeben, die "internationalen Sound in deutscher Sprache" produzierte, Jazz, Funk, Soul, Rock, Blues: "Es gab ganz wenige Bands im Westen, die das gemacht haben."
Die Musik der DDR sei in den 70er-Jahren der Musik im Westen in mancher Hinsicht voraus gewesen – auch wegen der teilweise hervorragenden Ausbildung, die die Musiker genossen hätten. Die Zwänge der DDR führten außerdem zu ganz eigenen Entwicklungen. "Ich glaube, dass die Sprache, die entstanden ist, auch durch die Zensur, dieses Kryptische, zwischen den Zeilen Sprechende, schon auch eine Lyrik produziert hat, die sehr besonders ist."
Musikalische Einflüsse aus aller Welt
In den alten Plattenkisten kramt Max Herre bis heute, und er geht auch darüber hinaus mit offenen Ohren durch die Welt. Zuhause laufe weiter viel Jazz und Soul, erzählt der Musiker.
Durch seine beiden Söhne mit Joy Denalane, die mittlerweile 16 und 19 sind, komme außerdem viel zeitgenössischer Hiphop ins Haus, aber auch urbane Musik aus England, den USA, Frankreich und Deutschland. Und wie steht es mit dem Blick der Söhne auf die Musik der bekannten Eltern? "Ich glaube, sie finden es nicht furchtbar und komplett peinlich. Und ich glaube, mehr erwarten kann man auch nicht."
(era)