Sängerin Bea Palya

"Musik kann die Welt besser machen"

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Bea Palya © Emmer Laszlo
Von Grit Friedrich |
Etienne Comars Spielfilmdebüt "Django" ist der Eröffnungsfilm der 67. Berlinale: Er erzählt die Lebensgeschichte des Gitarristen Jean "Django" Reinhardt. Die Frau an seiner Seite wird verkörpert von Bea Palya, eine bei uns zu Unrecht kaum bekannte ungarische Sängerin.
Ihre Stimme ist suggestiv, warm und hoch emotional. Wenn Bea Palya singt, dann hören ihr die Menschen zu, und genau das verbindet sie mit dem Jazz Manush Gitarristen Django Reinhardt.
Bea Palya: "Ich muss zugeben, dass ich vorher nicht viel über Django Reinhardts Musik wusste. Selbstverständlich kannte ich den Begriff Jazz Manoush, ich habe diese Melodien gehört und kannte einige berühmte Stücke wie 'Minor Swing', aber ich war keine Expertin für diese Musik. Da gab es allerdings ein Buch eines italienischen Autors über das Leben von Django Reinhardt, das mir sehr geholfen hat. Es erhellte auch die sozialen Umstände, in denen er aufgewachsen ist und seine Karriere begann. Daneben gab es viele Geschichten über Django und seine Frau Naguine, seine zweite Frau, die ich ja im Film spiele, sodass ich mich wirklich einfühlen konnte."

Flirrende Jazz Manush Melodien

Naguine Reinhardt war gerade schwanger, als sich ihr Mann 1943 entschloss, den Schikanen der Nazis zu entfliehen. Auch die Sängerin Bea Palya wurde dieser Tage zum zweiten Mal Mutter und darum kann sie sich gut einfühlen. Mit seinen flirrenden Jazz Manush Melodien hatte sich der begnadete Gitarrist Django Reinhardt seit den 30er-Jahren ein immer größeres Publikum erspielt.
Jazzlegende Django Reinhardt bei einem Auftritt in Paris im Jahr 1951.
Jazzlegende Django Reinhardt bei einem Auftritt in Paris im Jahr 1951.© AFP
Doch der Sinti-Musiker und seine Familie wurden von den Nazis verfolgt. Gemeinsam mit seiner Frau versuchte er über den Genfer See in die Schweiz fliehen. Soweit der Film. Man spürt sofort Parallelen zu den massenhaften Fluchtbewegungen auf dieser Welt. Im Spätsommer 2015 strandeten tausende Menschen auf dem Weg nach Westeuropa in Budapest. Bea Palya hat damals für sie gesungen, nur wenige Straßen vom Nyugati Bahnhof entfernt. Die Einladung zum Casting nach Paris kam für die Ungarin überraschend, denn ihre letzte Filmarbeit lag zehn Jahre zurück.
Bea Palya: "Dann begannen die Hörsessions bei mir zuhause, ich habe mir fast alles angehört was ich gefunden habe. Natürlich ist mir diese Musik während der Filmarbeiten näher gekommen, besonders eine Melodie, die Reda Kateb, der die Hauptrolle spielt, mir gezeigt hat. Wir haben über die Komplizenschaft zwischen Naguine und Django geredet, denn die beiden waren sehr gute Freunde und sie hat ihn überall hin begleitet. Reda hat auf Youtube ein Lied gefunden, das sie zusammen singen. Man hört sie da alle lachen, auch Naguine lacht beim Singen. Für mich war das sehr wichtig, denn Naguine war keine professionelle Sängerin, aber alle haben uns erzählt, dass sie sehr gut singen konnte."

Eine passende Besetzung

Es gibt kaum physische Ähnlichkeit zwischen Naguine Reinhardt und Bea Palya, trotzdem erscheint die Ungarin als passende Besetzung. Bea Palya gehört zu den kompromisslosesten Künstlerinnen ihres Landes und hat viele Elemente der Romakultur in ihre eigenen Lieder einfließen lassen.
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Bea Palya im Film "Django" © Roger Arpajou
Seit ihren ersten Solo-Schritten mit dem Album Ágról-ágra (Tradition in Motion) 2003, aber besonders auf der CD Egyszálének, die sechs Jahre später erschien.
Bea Palya: "Ja ich habe ein Romaerbe, mein Großvater mütterlicherseits war Roma. Er hat Kontrabass gespielt, aber vor allem auf dem Feld gearbeitet. Er hat wunderschön gesungen, ich fühle seine Stimme in meiner Stimme. Von ihm gab es nur eine ganz kurze Aufnahme aus den sechziger Jahren. Auf meinem Album 'Just one voice' hatte ich ein Duo mit ihm. Eigentlich habe ich sein Lied vollendet, denn es ist einfach abgebrochen. Mein Großvater spielt auch eine Rolle in meinem Songwriting. Als ich die alten Sammlungen mit Romaliedern von György Martin und Károly Bari hörte, Aufnahmen aus den fünfziger Jahren, dachte ich sofort, soviel Ausdruck, soviel Leidenschaft kann man in einen einzigen Song packen. Ich habe damals extrem viel über Rhythmus gelernt. Da war auch das Gefühl nach zuhause kommen. Ich bezeichne mich aber nicht als Roma, obwohl die Sinti, die im Film mitgespielt haben, gesagt haben, du bist so wie wir."
Bea Palya liebt modale Musik, unregelmäßige Rhythmen und die ungestüme Kraft einer Joni Mitchell, all diese Einflüsse klingen aus ihren neuen Songs. Dieses Lied von ihrem aktuellen Album "Tovább nő" heißt Ciganyos, und entstand, als Bea Palya darüber nachgedacht hat, was ihr eigenes Romaerbe ausmacht.

Unmaskierte Ehrlichkeit

Roma sagen, wenn du etwas singst, dann wird das wahr. Sei also ehrlich, wenn du singst. Diese unmaskierte Ehrlichkeit sieht, hört und fühlt man bei Bea Palya, und genau mit dieser Haltung wird man sie jetzt im "Django"-Film entdecken können.
Bea Palya: "Meine Hauptbotschaft ist wohl diese, Musik verbindet, und diese Verbindung gibt Weichheit und das wiederum Verständnis füreinander. So kann Musik diese Welt besser machen, und daran glaube ich, in den 25 Jahren meiner Karriere hat das immer funktioniert."
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