Sängerin mit Bodenhaftung

Ulrich Encke im Gespräch mit Susanne Führer |
Im Alter von 74 Jahren ist am Sonntag die Sängerin Mercedes Sosa in Buenos Aires gestorben. Dass sie während der Diktatur ihre Stimme für die kleinen Leute erhoben habe, habe sie populär gemacht, meint der ehemalige ARD-Lateinamerika-Korrespondent Ulrich Encke.
Um ihrer künstlerischen wie politischen Bedeutung Ausdruck zu verleihen, ordnete die Regierung drei Tage Staatstrauer an. Der Leichnam der "Stimme Lateinamerikas", wie sie genannt wurde, wurde im Parlament aufgebahrt.

Susanne Führer: Worauf gründet sich dieses enorme Ansehen, das Mercedes Sosa in Lateinamerika genießt?

Ulrich Encke: Auf der einen Seite natürlich auf ihrem künstlerischen Vermögen, auf ihrer Stimme, die nicht nur eindrucksvoll, sondern auch unverwechselbar war. Konzerte mit ihr zu erleben, das war wirklich ein Erlebnis! Man konnte sich ihr nicht entziehen. Über das Künstlerische hinaus aber war sie zunächst einmal eine Frau aus dem Volk, die nie den Bodenkontakt verloren hat und die trotz einer großen Karriere immer mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist und sich immer identifiziert hat mit den Sorgen des kleinen Mannes und der kleinen Frau in Lateinamerika. Das waren die Auswüchse von Wirtschaftsmisere, von Korruption auf der einen Seite und von autoritärem Herrschaftsstil und von Militärdiktatur mit ihren Repressionen auf der anderen Seite und hier hat sie furchtlos ihre Stimme erhoben, hat sich zur Stimme derer gemacht, die keine Stimme mehr hatten, und das hat sie so ungeheuer populär gemacht!

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 5.3.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.