Die Flamenco-Revoluzzerin
Flamenco plus Hip-Hop, kann das gutgehen? Mit ihren Songs revolutioniert die 25-jährige Spanierin Rosalía den Flamenco – und wird dafür von Millionen Menschen gefeiert. In einem Video tritt sie sogar in Jogginghose auf. Traditionalisten sind entsetzt.
Es ist ein gewagtes Experiment: Auf ihrem Album kombiniert Rosalía Flamenco mit Hip-Hop und Trap und würzt das Ganze mitunter mit einer Prise Auto-Tune. Flamenco-Traditionalisten sind entsetzt. Doch Millionen Menschen weltweit wollen Rosalías ungewöhnliche Songs hören. Allein "Malemente" wurde auf YouTube fast 40 Millionen mal geklickt. Dort tritt Rosalía cool wie eine Hip-Hop-Queen in Jogginghose und Plüschjacke auf und tanzt auf einem Parkplatz .
"So etwas hat man hier in Spanien noch nicht gehört", sagt Spanien-Korrespondent Marc Dugge. "Ich glaube, sie kommt gut an, weil sie tatsächlich eine sehr eingängige, sehr interessante Musik macht, die wirklich neu ist. Ein bisschen streetmäßig, ein bisschen schmutzig, ein bisschen rotzig kommt es daher und gleichzeitig gibt es sehr viele traditionelle Anleihen."
Doch gerade unter den Traditionalisten gibt es einige, die den raketenmäßigen Erfolg von Rosalía kritisch sehen. An ihren Fähigkeiten als Flamencosängerin kann es eigentlich nicht liegen, denn, so Marc Dugge:
"Man muss ganz klar sagen, die Frau versteht schon was von Flamenco. Sie ist als Einzige an der Musikhochschule in Barcelona im Studiengang Flamenco aufgenommen worden. Da wird pro Jahr nur eine aufgenommen. Das hat sie geschafft."
Der Hauptkritikpunkt der Traditionalisten bestehe darin, dass "sie als Katalanin versucht, Andalusierin zu sein". Rosalía imitiere beispielsweise den andalusischen Akzent. Zugleich kombiniert Rosalía auf ihrem Album zahlreiche andere Einflüsse. Von der Kritik der andalusischen Traditionalisten hält sie nichts:
"Es ist immer wichtig, sich an jene zu erinnern, die den Flamenco geprägt haben, aber gleichzeitig kann sich jeder auf der Welt mit dieser Musik verbinden. Wenn ich mir ansehe, welchen Erfolg die Flamenco-Kultur etwa in Japan hat, dann denke ich, dass die Kultur keine Grenzen kennt und auch niemandem gehört."
(mw)