Safer Internet Day

Medienkompetenz ist eine Aufgabe für alle Generationen

07:25 Minuten
Auf der Großaufnahme ist das von einem Kind bunt beschriebene Stück Papier zu erkennen. Unter anderem steht dort "Weniger Fakes im Netz"
Kinder schreiben am Safer Internet Day 2020 Begriffe, die ihnen im Netz wichtig sind, auf Papiere. Einem Kind war das Thema Fakes ein Anliegen. © picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild | Jens Kalaene
Eva Weiler im Gespräch mit Julius Stucke |
Audio herunterladen
Einmal im Jahr, am Safer Internet Day, rücken verschiedene Veranstalter die Sicherheit im Netz in den Blickpunkt. Eva Weiler sagt, das sei eine Aufgabe für alle Generationen. Die Medienpädagogin zeigt, wie Eltern mit ihren Kindern ins Gespräch kommen.
Das Internet hat Informationen demokratisiert: Jeder hat Zugriff auf Informationen im Netz, und jeder kann auch Infos einspeisen. Schwerpunkt des "Safer Internet Day" in diesem Jahr ist die Frage, welchen Informationen Nutzer trauen können und welchen besser nicht. Der Aktionstag will vor allem Kinder und Jugendliche sensibilisieren. Das allerdings wirft auch die Frage auf, ob denn die Erwachsenen selbst bereits kompetent genug sind.

Herausforderung für jede Generation

Medienpädagogin Eva Weiler zeigt, dass das Internet mit seinen Chancen und Risiken jede Generation vor Herausforderungen stellt. In den Kommentaren auf den Internetseiten der großen Nachrichtenanbieter etwa würden viele Löschungen auffallen, weil etwa Kommentare "zu polemisch" gewesen sei. "Das sind die Ü40-Leute, die sich da im Internet austoben", sagt Weiler – und nicht die Kinder und Jugendlichen.
Ältere Nutzer glaubten oft, sie seien medienkompetent, dabei wäre anwendungskompetent das bessere Wort, meint Weiler. Jugendliche dagegen wüssten etwa bei Wikipedia durchaus Bescheid, dass dort jeder die Informationen verändern könne und dass sie deshalb die Quelle checken sollten.

Kinder oft naiv unterwegs

Kinder wiederum beherrschten zwar die Anwendung, seien mitunter aber zu naiv im Netz zugange: "Ich kann nur dazu aufrufen, dass Eltern sich mal mit ihren Kindern gemeinsam ins Internet begeben und einfach mal gucken, was die da machen." Was geschieht bei Tiktok, was für Musik wird gehört? "Und dann" – wenn dem Vater oder der Mutter was aufgefallen ist – "nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern ergebnisoffen mit den Kindern diskutieren und sie einfach auf Dinge aufmerksam machen."
Weiler berichtet von einem Fall, den sie jüngst hatte: "Da wurden Nazi-Zeichen verschickt, das Ganze wurde aber mit Rotes Kreuz unterschrieben." Die Kinder in der 5. und 6. Klasse hätten gar nicht gewusst, was das für Zeichen seien: Wenn man dann darüber spreche, seien sie zwar betroffen, gäben aber auch nicht alles Preis. "Weil es sie selbst betrifft", vermutet Weiler.
Die Medienpädagogin schlägt vor, unabhängige Redeanlässe zu suchen und zu nutzen. Wenn man die Kinder frage, ob sie das, was etwa in der Zeitung stand, auch kennen würden, "kommen die Kinder mit dem Wissen meistens raus, und dann hat man gute Ansatzpunkte, um darüber zu reden."

Influencer durchschauen

In der Schule müsste nach Weilers Einschätzung noch viel mehr medienpädagogisches Wissen vermittelt werden, etwa zur Frage "Wie verdienen die YouTuber ihr Geld?". Denn auch das sei eine Form der Beeinflussung, hin zum Konsum: "Letztendlich wollen die Youtuber und die Influencer was verkaufen."
Das wüssten Fünft-, Sechst-, Siebtklässler aber gar nicht – gleichzeitig wollten aber alle Influencer werden. "Und ich behaupte auch, dass das auch viele Eltern nicht wissen." Solches Wissen allerdings müsse vermittelt werden, meint Weiler.
(mfu)
Mehr zum Thema