"Glänzende Sänger, großartige Chöre"
Traditionell eröffnet eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt, die Mailänder Scala, seine Saison zum 7. Dezember, dem Namenstag des Stadtpatrons. Unsere Kritikerin sah einen gelungenen Abend mit Verdis "Attila" in der Regie von Davide Livermore.
Vom russischen Bass Ildar Abdrazakov, der heute abend die Rolle des Hunnenkönigs sang, stammt die Aussage, er sei überhaupt erst durch Verdis Oper "Attila" dazu inspiriert worden, Sänger zu werden. Und tatsächlich habe Abdrazakov als Attila heute Abend einen Triumph gefeiert, sagt Kritikerin Franziska Stürz.
Alle Hauptdarsteller konnten überzeugen
Abdrazakov habe schon häufig an der Scala gesungen und sei dies gewohnt. "Aufregender war der Abend bestimmt für die Debütantin Saioa Hernandez, die die Odabella gab. Und man weiß ja wie kritisch das Mailänder Publikum sein kann. Aber auch sie hat ihre Sache gut gemacht. Auch Fabio Sartori als Foresto, der einzige Italiener heute Abend, hat viel Applaus bekommen."
Der Regisseur Davide Livermore habe den Stoff in ein fiktives 20. Jahrhundert verlegt, das an die 40er Jahre erinnere. "Es ist eine sehr filmische Kulisse, bei der man an Hollywood denkt. Es gibt viele Videos und ein sehr vielseitiges Bühnenbild." In den Videos werde unter anderem die Ermordung von Odabellas Vater durch Attila gezeigt. Überhaupt spielten Gewalt und Grausamkeit eine große Rolle.
Angst vor dem Vorwurf der Blasphemie
Im Vorfeld der Premiere hat es Wirbel um die Inszenierung gegeben. In einem Brief hatte sich ein Bürgermeister, darüber beschwert, dass in einer Szene eine Madonnenstatue zu Boden geworfen und zerstört wird. Es gab den Vorwurf der Blasphemie. "Der Religionskonflikt ist aber nun mal ein Teil dieser Oper. Es geht um den heidnischen Hunnen-König Attila, der in seinem Libretto auch einen heidnischen Gott anruft.", sagt Stürz. Livermore habe sich da beeindrucken lassen und die Madonna durch ein goldenes Kalb ersetzen lassen, um sich dem Vorwurf der Blasphemie zu entziehen.
Das Größte sei aber die Musik gewesen, sagt Stürz. "Dirigent Riccardo Chailly wollte den frühen Verdi genau durchleuchten. Das Dunkle und das Helle, die Farben, wurden hervorragend herausgearbeitet. Großartig waren die Chöre, das Volk. Vor diesem musikalischen Hintergrund konnten die Sänger dann glänzen."