Sally McGrane: "Die Hand von Odessa"

Atmosphäre der Bedrohung

10:36 Minuten
Sally McGrane lehnt an einer Wand
Von der Auslandskorrespondentin zur Romanautorin: Sally McGrane © Gordon Welters
Sally McGrane im Gespräch mit Joachim Scholl |
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Der neue Teil der Spionageroman-Reihe um den Ex-CIA-Agenten Max Rushmore führt in die Ukraine - und in die Zeit kurz nach der Krim-Annexion. In Sally McGranes Thriller liegt die angespannte Situation wie zum Greifen in der Luft.
Die US-Amerikanerin Sally McGrane lebt in Berlin und schreibt als Journalistin für Zeitungen wie die "New York Times", aber auch "Die Zeit". Als Korrespondentin hat sie Russland und die Ukraine bereist und dort auch ihren ersten Spionageroman "Moskau um Mitternacht" verfasst.
Jetzt erscheint der nächste Teil der Reihe um ihre Figur Max Rushmore: "Die Hand von Odessa" spielt in der Ukraine, wo der Ex-CIA-Agent auf eine laborgezüchtete DNA stößt.

Auf Recherchereise in der Ukraine

Die Idee dazu kam McGrane bei einer Recherchereise in die Ukraine. Im Hafen von Odessa lernte sie einen jungen Mann kennen, der viel mit Sonnenblumöl arbeitet, einem wichtigen Exportartikel für die Ukraine.
Seine Hand war mit Öl überzogen, was McGrane auf die Idee brachte, wie sie diesen Spionageroman ins Rollen bringen kann: Zu Beginn taucht die abgetrennte Hand eines Gouverneurs in einem Sonnenblumenöl-Fass auf.

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Aber auch ansonsten spielt die Stadt mit ihrer besonderen Stimmung eine große Rolle in diesem Roman: "Sie müssen unsere Geschichte verstehen. Odessa ist nicht die Ukraine, und es ist auch nicht Russland", sagt eine Figur in "Die Hand von Odessa."
Denn wie in jeder schönen Stadt beschleiche einen auch hier das Gefühl, in einem ganz eigenen Land für sich zu sein, sagt die Schriftstellerin über ihre Erfahrungen in der Stadt.

Ein Podcast über Odessa

Ihr Spionageroman entstand zum großen Teil nach der Krim-Annexion. Entsprechend zieht sich eine Atmosphäre der Bedrohung durch die Geschichte. Immer wieder wird vor einem drohenden Angriff gewarnt.
Bei ihrem Aufenthalt in Odessa empfand McGrane die Stimmung vor Ort als widersprüchlich: Einerseits lag eine eine Bedrohung in der Luft, aber gleichzeitig herrschte eine sommerliche Stimmung mit Sonne, Sand und Meer.
Diese Stimmung hat sich mittlerweile natürlich gewandelt. Zu Beginn des Krieges hat McGrane mit ihrem Mann einen Podcast über ein mittlerweile nach Italien geflohenes Dichterpaar in Odessa gemacht, wo sie in einer Datsche saßen:
"Die haben ihre Bücher so hochgestapelt in den Fenstern, falls einen Bombe einschlägt, damit keine Fenstersplitter in den Wohnraum kommen." Die Begegnung mit diesen Menschen "war tief eingreifend".

Sally McGrane: "Die Hand von Odessa"
Voland und Quist, Berlin
Aus dem Englischen von Diana Feuerbach
416 Seiten, 24 Euro

(hte)
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