Der Wunsch nach atomarer Abrüstung
Atomwaffen begrenzen - das war das Ziel des SALT-II-Abkommens. US-Präsident Jimmy Carter und Leonid Breschnew, Generalsekretär der KPdSU, unterzeichneten es am 18. Juni 1979. Der Vertrag war ein Zeichen der Entspannung.
Der Rahmen konnte kaum würdiger sein, als US-Präsident Jimmy Carter und Leonid Breschnew, der starke Mann der Sowjetunion, am 18. Juni 1979 im Redoutensaal der Wiener Hofburg ihre Unterschrift unter den SALT-II-Vertrag zur Begrenzung strategischer Atomwaffen setzten. Doch für den US-Präsidenten war das nur ein erster Schritt.
"Uns ist klar, dass ein einziger Vertrag oder ein einziges Treffen nicht die Sicherheit unserer Nationen garantieren kann. Am Ende werden wir nur Frieden haben, wenn wir ihn anstreben und zäh darum ringen, ihn zu erhalten."
"Verbannung aller Nuklearwaffen"
Begonnen hatten die Gespräche bereits sieben Jahre zuvor unter US-Präsident Richard Nixon, der mit Breschnew 1972 das erste SALT-Abkommen ausgehandelt hatte. Frisch im Amt wollte Jimmy Carter der Entspannungspolitik einen weiteren entscheidenden Schub verleihen.
"Wir werden noch in diesem Jahr einen Schritt hin zu unserem endgültigen Ziel unternehmen – der Verbannung aller Nuklearwaffen von dieser Erde", sagte Carter bei seiner Amtseinführung im Januar 1977 und schickte seinen Außenminister nach Moskau, um Breschnew eine weitreichende Reduktion strategischer Waffen vorzuschlagen. Auch dort standen zumindest rhetorisch die Zeichen auf Entspannung.
"Im Namen der Partei und des Volkes erkläre ich, dass unser Land niemals den Pfad der Aggression beschreiten wird. Niemals werden wir das Schwert gegen eine andere Nation erheben", so Breschnew auf einem Parteikonvent.
SS-20-Raketen ängstigen Europa
Doch weiter, als mit Nixon und seinem Nachfolger Gerald Ford schon im Grundsatz vereinbart war, wollte Breschnew mit Carter nicht gehen. Ihm ging es bei den Verhandlungen auch darum, mit seinem Atomarsenal mit den USA gleichzuziehen. So blieb es für SALT II bei einer leichten Reduktion der atomaren Trägersysteme wie Interkontinentalraketen, U-Booten und Langstreckenbombern auf insgesamt 2250 für jede Seite.
Während die Supermächte Systeme begrenzten, mit denen sie sich gegenseitig direkt bedrohten, blieben atomare Kurz- und Mittelstreckenwaffen bei den Verhandlungen ausgeklammert. Das beunruhigte wiederum die Europäer.
Die Sowjetunion hatte ab Mitte der 1970er-Jahre damit begonnen, neue Mittelstreckenraketen auf mobilen und damit schwer zu bekämpfenden Abschussrampen zu installieren. Diesen von der NATO SS-20 genannten Raketen hatte das westliche Bündnis in Europa nichts Adäquates entgegenzusetzen. Man fürchtete, dass Washington seine strategischen Waffen nicht zur Verteidigung Europas einsetzen würde. Doch auch bei den Republikanern in den USA bröckelte die Unterstützung für SALT II.
"SALT II steht nicht für die Begrenzung strategischer Waffen. Es ist ein Aufrüstungsvertrag, der es der Sowjetunion erlaubt, mindestens 3000 Sprengköpfe zu ihrem ohnehin schon riesigen Arsenal hinzuzufügen. Die Carter-Administration sagt, dass uns keiner mehr mag, falls wir SALT II nicht ratifizieren. Wir haben Carter jetzt gesagt, dass uns das egal ist. Wir wollen einfach respektiert werden", so Ronald Reagan, der sich 1979 als Präsidentschaftskandidat in Stellung brachte.
Neuer Rüstungswettlauf
Im US-Senat stockte derweil die Ratifizierung von SALT II, und mit dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan im Dezember 1979 bat auch Jimmy Carter den Senat, das Abkommen auf Eis zu legen.
Im selben Monat kam der NATO-Doppelbeschluss zur Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Europa, falls die Sowjetunion die SS-20-Raketen nicht abziehen würde. In Europa ging der Rüstungswettlauf in eine neue Runde. Zu einer substantiellen Reduktion strategischer Atomwaffen kam es erst 1991 mit dem zwischen Georg Bush und Michail Gorbatschow geschlossenen START I Vertrag. Seit 2010 begrenzt das New-START-Abkommen die Zahl der nuklearen Trägersysteme auf 700. Die entspricht einem Drittel der Obergrenzen, die 1979 mit SALT II vereinbart wurden, ist aber immer noch mehr als genug, um die Welt in Schutt und Asche zu legen.