Josef K. – Michael Laurenz, Tenor
Aufseher/ Geistlicher/ Fabrikant/ Passant – Jochen Schmeckenbecher, Bariton
Student/ Direktor Stellvertreter – Matthäus Schmidlechner, Tenor
Titorelli – Jörg Schneider, Tenor
Untersuchungsrichter/ Prügler – Lars Woldt, Bass
Willem/ Gerichtsdiener/ Advokat – Johannes Kammler, Bariton
Franz/ Kanzleidirektor/ Onkel Albert – Tilmann Rönnebeck, Bass
Fräulein Bürstner/ Frau des Gerichtsdieners/ Leni/ Buckliches Mädchen – Ilse Eerens, Sopran
Frau Brubach – Anke Vondung, Mezzosopran
Bursche/ drei Herren/ Drei junge Leute: Alexander Hüttner, Martion Kiener und Daniel Gutmann
ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Leitung: HK Gruber
Vom Sinn und Unsinn der Schuld
Der postum veröffentlichte Roman von Franz Kafka "Der Prozess" ist die Vorlage für die gleichnamige Oper von Gottfried von Einem. Es ist die nebulöse Geschichte von irrwitziger Beschuldigung und undurchdringlichem Gerichtsprozess.
"Wie kann denn ein Mensch überhaupt schuldig sein!", spricht Josef K. und der Geistliche wird gleich entgegnen: "Das ist richtig – aber so pflegen die Schuldigen zu reden!"
Der Dichter Franz Kafka hat in seinem Roman "Der Prozess", der 1925 posthum veröffentlicht wurde, das Gefühl des Ausgeliefertseins seiner Hauptfigur beschrieben. Josef K. wird mehr und mehr durch das undurchdringliche Dickicht äußerlicher Rechtswillkür verunsichert.
Der Österreichische Komponist Gottfried von Einem greift diese kafkaeske Absudität der Literatur für sein zweites Opernprojekt auf. Sein Lehrer Boris Blacher und auch Heinz von Cramer haben das Libretto verdichtet – aus mehr als sieben Stunden Roman wurden knapp zwei Stunden Oper.
Als Gottfried von Einem 1949 mit der Arbeit an der Oper begann, warf auch geradee die jüngste Geschichte eine unglaubliche Parallele auf: Die McCarthy-Ära brachte die irreale Situation der Hauptfigur Josef K. für viele ein erschreckendes Stück näher in ihre eigene Erfahrungswelt.
Wiederaufführung am Ort der Uraufführung
Wie bereits Einems überaus erfolgreiche Erstlingsoper Dantons Tod (1947) wurde auch "Der Prozess" bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt: am 17. August 1953. Doch das war nicht selbstverständlich, erlebte von Einem gerade hier eine große Verleumdungsaktion, die ihm sein Wirken in Salzburg unmöglich machte: "Dr. Tassilo Nekola denunzierte mich [...] als Kommunisten. Es wurde eine Direktionssitzung einberufen, und ich wurde hochnotpeinlich befragt, warum ich mich denn für Brecht eingesetzt hätte, wo es doch klar wäre, daß Brecht ein Schädling sei ..."
Weiter erinnert sich der Komponist: "Damals war schon Josef Klaus Landeshauptmann und prägte den Satz, ich sei eine 'echte Schande für Österreich'. Als ich mich gegen diese ungerechtfertigten Vorwürfe und Anschuldigungen emotionsgeladen zur Wehr setzte, wurde ich wegen 'schlechten Benehmens' aus dem Salzburger Direktorium ausgeschlossen".
So einnerte sich der spätere Ehrenringträger des Landes Salzburg, Gottfried von Einem, in dem mit dem Titel "Der Rausschmiß aus dem Salzburger Festspieldirektorium" überschriebenen Kapitel seiner Autobiografie (Einem 1995, S. 189f.).
Von Einem hat für seine Oper eine flotte, tonale Musik gesetzt, rhythmisch komplex, sachlich angemessen – nie langweilig. Knifflig für die Sänger: In kaum einer anderen Oper wird so viel auf einem Ton gesungen wie hier. Den Protagonisten wird äußerste deklamatorische Präzision abverlangt, es ist eigentlich Sprechtheater mit anderen Mitteln.
Aufzeichnung der konzertanten Aufführung vom 14. August 2018 in der Felsenreitschule in Salzburg
Gottfried von Einem - Der Prozess
Oper in zwei Teilen und 9 Bildern auf ein Libretto von Boris Blacher und Heinz von Cramer nach Franz Kafka
Oper in zwei Teilen und 9 Bildern auf ein Libretto von Boris Blacher und Heinz von Cramer nach Franz Kafka
In einer Pause wird ein Gespräch mit HK Gruber zu hören sein, in dem er sich an seinen Lehrer Gottfried von Einem erinnert.