Alexandra hat sich in Tschechien befruchtete Eizellen einer anonymen Spenderin einsetzen lassen und ist jetzt Mutter von Zwillingen. In unserem Interview berichtet sich von ihren Erfahrungen mit einer Praxis, die in Deutschland nach wie vor verboten ist.
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Ehrlichkeit, so früh wie möglich
Stina ist eine von mehr als 100.000 Personen in Deutschland, die durch Samenspende gezeugt wurden. Davon erfuhr sie erst mit 26 und litt sehr darunter. Insofern rät sie betroffenen Eltern zu nicht-anonymen Spenden und Ehrlichkeit dem Kind gegenüber.
Stina wurde durch einen Samenspende gezeugt. Wer ihr Vater ist, weiß sie bis heute nicht. Eltern sollten es ihren Kindern so früh wie möglich sagen, dass sie durch eine Keimzellspende gezeugt wurden, riet Stina im Deutschlandradio Kultur. "So ab dem Alter von zwei oder drei und dann halt auch schon kindgerecht mit Kinderbüchern, die es ja inzwischen auch gibt."
Die Kliniken haben die Unterlagen vernichtet
Sie selbst habe es erst mit 26 Jahren erfahren. Das sei eine sehr schwierige Zeit für sie gewesen. Nicht nur, zu wissen so gezeugt worden zu sein, sondern dass die Eltern ihr das so lange verschwiegen hätten. Bis heute weiß sie nicht, wer ihr Vater ist, sagt Stina.
"Samenspenden waren in Deutschland eigentlich anonym nie erlaubt, aber die Ärzte haben sich da einfach darüber hinweggesetzt und es faktisch einfach so gemacht. Nach zehn Jahren die Daten vernichtet, Eltern etwas unterschreiben lassen, dass sie nie nachfragen. Sie haben gleichzeitig den Eltern auch empfohlen, nie etwas zu sagen. Und dem Rat von Ärzten glaubt man natürlich."
Auch in ihrem Fall seien die Unterlagen zu ihrem biologischen Vater von der Klinik vernichtet worden, sagt Stina. Sie wird also nie erfahren, wer ihr Erzeuger war:
"Ich finde das schwierig. Man kann natürlich mit vielen Sachen leben, also auch mit vielen schlimmen Sachen, aber ich kenne den ganzen einen Teil meiner Familie nicht. Und was ich auch ein bisschen unheimlich finde, ist, dass sich das natürlich auch fortsetzt. Ich habe ja auch selber Kinder. Das heißt, da erlebe ich jetzt natürlich wirklich mit, was diese genetisch Verbindung eigentlich bedeutet: dass die Kinder einem ähnlich sehen, dass sie irgendwas geerbt haben."
Mehr als 100.000 Kinder durch Samenspende
Frauen, die über eine Eizellspende ein Kind bekommen wollen, rät Stina insofern zu einer nicht-anonymen Spende. "Ich glaube, mir wäre es sehr, sehr schwer gefallen, irgendwie ein vernünftiges Verhältnis zu meiner Mutter aufrechtzuerhalten, wenn ich gewusst hätte, dass sie sich ganz bewusst dafür entschieden hat, dass ich nicht wissen soll, wer mein genetischer Vater ist."
Laut dem Verein "Spenderkinder" wissen die meisten der schätzungsweise über 100.000 durch Samenspende Gezeugten in Deutschland nichts von dieser Herkunft. "Das trifft wahrscheinlich vor allem die Kinder, die wie ich in den 70-ern und 80-ern gezeugt wurden", sagt Stina.