"Der Kunstbetrieb ist ein Haifischbecken"
Harald Falckenberg war schon 50 Jahre als er sein erstes Bild kaufte - inzwischen gehört er zu den wichtigsten Kunstsammlern weltweit. Falckenberg gilt als Strippenzieher, der Dinge ausspricht, die andere nur hinter vorgehaltener Hand sagen.
35 Jahre lang hat der gelernte Jurist Falckenberg erfolgreich ein Hamburger Unternehmen geleitet. In einem Lebensabschnitt in dem andere ihre Midlife-Crisis bekommen, entschied er sich, in der Kunstszene mitzumischen. Er trat in den Hamburger Kunstverein ein, um möglichst viel über moderne Kunst zu lernen und kaufte die ersten Gemälde:
"Ich stieg ein 1994, und das war ein Zeitpunkt, wo ich einer der wenigen Sammler in Europa war, weil der Markt Anfang der 90er-Jahre völlig zusammengebrochen war und um noch mal ein Beispiel zu sagen, Arbeiten von Gerhard Richter wurden mir angeboten für 10.000 DM, die heute 2,5 Millionen Euro kosten."
Erst ab 2001 stiegen "die Preise in grandiose Höhe". Bei ihm müsse ein Kunstwerk "eine gewisse Irritation auslösen", sagt Falckenberg. Ihn interessiere vor allem wie sich ein Künstler mit seiner Zeit auseinandersetze. Inzwischen besitzt er über 2000 moderne Kunstwerke der 60er- bis 80er-Jahre, die für die Gegenkultur dieser Zeit stehen:
"Die Geradewelt habe ich ja in meinem bürgerlichen Dasein, und ich wollte einfach andere Facetten in mir kennenlernen - eine Art Selbstreflexion gleichzeitig."
Dauerausstellung in den Hamburger Deichtorhallen
Seit gut fünf Jahren wird ein Großteil seiner Sammlung als Dauerausstellung in den Hamburger Deichtorhallen gezeigt. Mit 6500 Quadratmetern sei es eine der größten Ausstellungsflächen in ganz Deutschland. "Man sollte eine gewisse Distanz zur Kunst haben", meint Falckenberg. Schulden mache er nie, um Kunstwerke zu erwerben. Da der Kunstbetrieb ein Haifischbecken sei, warnt er:
"Wenn man ernsthaft Kunst sammelt, sollte man sich nicht nur auf eine Person verlassen, sondern das mit anderen auch noch mal absprechen, die Ahnung von dieser Materie haben."
Das vom Bundestag im Juli verabschiedete Kulturgutschutzgesetz sieht er kritisch. Ein vergleichbares Gesetz gebe es schon seit 1919, 1955 sei es in ein Bundesgesetz umgewandelt worden. Im Rahmen der bisherigen gesetzlichen Regelungen seien bis heute insgesamt 2500 Kulturgüter als schützenswert gelistet. Von dem Ziel, 5 bis 10 Prozent des gesamten deutschen Kulturgut-Exportes mithilfe eines neuen Gesetzes zu verhindern, sei der Gesetzgeber nach großer Kritik abgerückt. Künftig sei das Wort "identitätsstiftend" ausschlaggebend für die Entscheidung der Behörden, allerdings kombiniert mit polizeilichen Kontrollen.
Er war schon 50 als er sein erstes Bild kaufte. Inzwischen besitzt er über 2000 moderne Kunstwerke der 60er- bis 80er-Jahre, die für die Gegenkultur dieser Zeit stehen.