San2 live im Studio

Auf der Sonnenseite des Lebens

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San2 lehnt lässig mit Sonnenbrille und buntem Hemd an einem altem Auto und spielt eine Blues-Harp © Chris Gonz
San2 im Gespräch mit Andreas Müller |
Wer sich für die Soul-und Gospelplatten der Eltern begeistert, die Tanzschritte Michael Jacksons kopiert und die Blues Harp erlernt, will Teil eines großen schwarzen Musikerbes werden. Auch wenn man Daniel Gall heißt und aus Ingolstadt kommt.
Daniel Gall ist als Sänger zusammen mit seiner Band unterwegs. Die Plakate kündingen dann "San2 & His Patrol" an. Kurz vor seiner großen Deutschlandtour war er live zu Gast in unserem Deutschlandfunk Kultur-Studio.

Im Süden - in der Sonne

"'Born in the Southside', das ist eigentlich keine gute Gegend, wenn man da her kommt", sagt Daniel Gall. Er habe diesen Songtitel ganz anders gemeint. "Im übertragenen Sinne heißt das, auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen." Es sei ein Song voller Selbstbewusstsein mit Zeilen wie "Der Himmel hat lange auf einen Typen wie mich gewartet". Gleichzeitig gibt er zu, dass das wohl mehr Selbstbewusstsein zeige, als er wirklich habe.

Musik mit Stolz und Würde

Er habe das Regal durchstöbert und viel bei den Eltern gefunden, auch Klassik, Schlager, Soul und Gospel. Dabei faszinierte ihn von Anfang an die afroamerikanische Musik. Sie habe eine spezielle Tiefe und strahle einen großen Stolz und Würde aus. "Das hat mit dem historischen Hintergrund zu tun und kommt wohl aus der Unterdrückung heraus. Dass man sagt: 'Jetzt bin ich auf der Bühne. Und jetzt bin ich jemand anderes.' Die Leute wachsen dann über sich hinaus. Und das gefällt mir an dieser Musik so gut." Auch das Emotionale komme dabei nicht zu kurz.

Vorbilder absorbiert

San2 berichtet von seinen Anfängen. Er wollte früher immer so klingen wie der US-amerikanische Bluesmusiker Little Walter. "Und wenn vor zehn Jahren jemand zu mir gesagt hat: 'Für einen Weißen klingst du ganz schön schwarz', war das für mich eigentlich ein Kompliment." Mittlerweile würde das nicht mehr zutreffen, sagt San2. Er wolle eben seinen ganz eigenen Stil finden. Die neue Platte hat die Reminiszenzen und seine Wurzeln, aber es sei kein reiner Blues - es soll wie 2019 klingen.
Seine musikalischen Kindheitsprägungen, die er auch mit seinem Großvater auf dem Oktoberfest mit Blasmusik erfahren habe, stecken genau so in seiner jetzigen Musik, meint der Sänger.

Zeit in Amerika

Mit Anfang 20 ist San2 aus Ingolstadt "herausgekommen". Sein Ziel war San Francisco. Das sei eine intensive Zeit gewesen, auch weil er sich endlich selbständig die Welt erobern konnte, auch "die Hörner abgestoßen habe", vor allem musikalisch. Die extrem freundliche Aufnahme und der enorme Zuspruch, den er vor Ort erfuhr, haben ihn neben seinem Designstudium bestärk, diesen musikalischen Weg weiter zu gehen.
Die vier Bandmitglieder umringen San2 vor einem großen Eisentor.
San2 ist mit seiner Band viel in Süddeutschland unterwegs.© San2 / Joe Hoelzl
Am meisten genießt er auch heute noch den Umgang mit dem Publikum. Das seien wunderbare Momente, wenn Menschen auf ihn zu kämen. Er erinnert sich an eine Szene, bei der ein Mann nach einem Konzert auf ihn zu gekommen sei. Der habe ihm gesagt, dass er einen schrecklichen Tag hinter sich hatte und eigentlich nicht zum Konzert kommen wollte. "Und dann hat er gesagt: 'Aber wie gut, dass ich es gemacht habe!'" Genau dafür spielt San2 gemeinsam mit seiner Band in ganz Deutschland
(cdr)
Im Studio singt er live: Stronger.
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