Kein Schnee? Kein Problem!
Vor dem Klimawandel haben Pistenfans in der Wüste Namibias keine Angst. Statt auf Schnee rutschen sie Sanddünen hinunter. Netter Nebeneffekt: Man braucht keine unförmigen Schneeklamotten - und das Meer ist gleich nebenan.
Wer runter will, muss erstmal hoch. In der Hitze Namibias stapfe ich die Düne nach oben. Meine Snowboardschuhe versinken im Sand und rutschen immer wieder runter. Ein Lift wäre schön, sage ich zu meinem Sandboard-Lehrer Raymond. Der Mann mit den Rasta-Locken grinst nur.
Der Lift ist leider kaputt. Morgen wird er bestimmt repariert. Aber heute müssen wir laufen.
Einen Lift gibt es in den Dünen vor Swakopmund natürlich nicht. Dafür aber ein tolles Panorama: auf der einen Seite der Atlantik, auf der anderen eine Art Berglandschaft aus Sand. Die sich je nach Wind ständig verändert.
"Da vorne ist das Matterhorn. Da ist der größte Hang. Einmal im Jahr machen wir dort eine Meisterschaft mit Slalom und Sprung-Wettbewerben."
Zu heftig für mich? Ich übe an der Anfängerdüne. Das Snowboard hat auf der Lauffläche eine Schicht Kunstharz. So gleitet es schneller.
"Ich sprühe unten noch etwas Möbelreiniger drauf, weil der Sand nicht so gut rutscht wie Schnee. Manchmal nehmen wir auch Boden- oder Autowachs. Vor jeder Abfahrt."
Aufwändiger als Snowboarden
Ein bisschen aufwändiger als das Snowboarden also. Und auch nicht ganz so schnell. Wobei die erfahrenen Sandboarder am Namibischen Matterhorn schon mal 80 Stundenkilometer schnell werden. Ein Tempo, das nicht jedem Knochen passt.
"Vor allem Snowboardern passiert das, weil Du hier im Sand mit weniger Kanten fährst als im Schnee. Wenn Du hier verkantest, fliegst Du. Wir hatten hier noch keine schweren Brüche oder so. Aber ausgekugelte Schultern gibt es schon häufiger. Oder Schlüsselbeinverletzungen."
Sehr beruhigend. Also, rein in die Bindung, aufstehen ohne umzukippen und die letzten Anweisungen von Raymond beachten.
"Knie beugen, Gewicht über die Beine, Hüfte in Fahrtrichtung? Und bloß nicht nach vorne beugen: Sonst gräbt sich die Nase in die Piste und Du frisst Sand!"
Apres-Ski am Strand
Das würde ich ganz gerne vermeiden. Also los! Nach ein paar Versuchen lässt mich Raymond Cool Runnings fahren. Einen etwa 300 Meter langen Hang, bei dem man schon ganz gut Tempo bekommt. Und bei dem ich vor Konzentration leider die Goldene Regel mit dem Nicht-nach-vorne-beugen vergesse.
Trockener Kommentar von Raymond: "Ganz schön knusprig, ne?"
Nach ein paar Abfahrten bin ich gut mit Sand paniert und verschwitzt. Aber es macht Spaß! Und verletzt habe ich mich auch nicht. Und vom Trainer gibt es motivierende Worte:
"Für 'nen Anfänger sehr, sehr gut! Ein paar Stunden Übung und Du hast es im Griff!"
Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Wie ist das beim Duneboarding mit dem Après-Ski? Raymond zeigt auf den Atlantik und meint: Hier in Namibia findet das Après am Strand statt. Sei doch viel schöner als in der Wüste.