Sandra Gugić: "Zorn und Stille"
Hoffmann und Campe 2020, 240 Seiten, 24 Euro
Das Integrationsparadox als Roman
09:57 Minuten
Eine serbische Migrantenfamilie in Wien: Während die Eltern sich abrackern, um das Überleben der Familie zu sichern, stellt Tochter Billy vieles infrage, wofür Vater und Mutter stehen.
"Zorn und Stille" ist der zweite Roman von Sandra Gugić, einer mittlerweile in Berlin lebenden österreichischen Autorin. Er erzählt die Geschichte einer serbischen Familie, die als Arbeitsmigranten in Wien lebt.
"Wir haben hier den Aufbruch der Eltern in den 70er-Jahren", sagt Gugić. "Die kommen mit ganz, ganz viel Hoffnungen, Wünschen nach Österreich." In den 90er-Jahren ist es dann die Tochter Billy, die aufbricht: "Aber eher, um das alles wieder hinter sich zu lassen, einen eigenen Weg zu finden."
Der macht Billy zur modernen Nomadin. Sie verlässt die Familie früh, wird Hausbesetzerin, lebt mit einer Frau zusammen, startet eine internationale Karriere als Fotografin. Und sie stellt vieles infrage, wofür die Eltern stehen: "Es ist immer eine Frage von Privilegien", sagt Gugić. "Die Eltern sind im Überlebenskampf sehr stark verfangen. Und die Tochter hat durch das, was die Eltern ihr ermöglichen, diesen anderen Horizont und den Möglichkeitsraum, sich Fragen zu stellen."
(uko)