"Wir sind auf dem Weg in die nächste Krise"
Sandra Navidi ist eine Insiderin der Finanzbranche. Sie kennt die wichtigsten Player und maßgeblichen Netzwerke. Die können relativ unkontrolliert von Politik und Gesellschaft ihren Interessen nachgehen. Und genau das wird zur nächsten Finanzkrise führen, glaubt sie.
Larry Fink, Stephen Schwarzman, George Soros: Männer aus der Welt der Hochfinanz, die eigentlich unter sich bleiben, und über die man kaum etwas erfährt. Sandra Navidi, eine deutsche Juristin und Finanzfachfrau, kennt sie alle persönlich. Sie trifft sie beim Weltwirtschaftsforum in Davos, bei Partys oder im Fitness Club in New York.
"Die großen Finanzjongleure haben viele Schnittstellen zu anderen Menschen, sie kennen sich selbst und können sich und andere gut einschätzen. Deshalb können sie auch so große Deals machen."
In New York lebt die Tochter eines iranischen Unternehmers aus Mönchengladbach seit 2001 und hat unter anderen als Investmentbankerin und als enge Beraterin in der Firma des renommierten Ökonomen Nouriel Roubini gearbeitet. Der wurde einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, weil er als einer der Ersten die große Welt-Finanzkrise 2008 schon zwei Jahre zuvor prognostiziert hatte.
Die nächste Krise wird noch größere Folgen haben
"Die Super-Hubs haben großen Einfluss auf das System, aber sie haben keine Kontrolle. Durch die Globalisierung und den technischen Fortschritt sind wir jetzt, ein Jahrzehnt nach der Krise, noch viel mehr untereinander vernetzt, so dass eine nächste Krise noch größere Folgen haben kann als die letzte."
Inzwischen hat Navidi ihre eigene Beratungsfirma "BeyondGlobal" gegründet. Mit dem Buch "Super-Hubs -Wie die Finanzelite und ihre Netzwerke die Welt regieren" hat sie einen Bestseller veröffentlicht, der Einblick in die Welt der wichtigsten Strippenzieher der Finanzbranche gewährt. Sie beschreibt einen kleinen Zirkel von Männern, deren berufliche und privaten Beziehungsgeflechte extrem eng sind, und die relativ unkontrolliert von Politik und Gesellschaft ihren Interessen nachgehen.
"Alle Netzwerke haben über einen längeren Zeitraum die Tendenz, immer mehr Verbindungen zu schaffen, und immer homogener zu werden. Irgendwann kippen sie. In der Natur gibt es dafür Korrektive. Die Super-Hubs sind aber zu schlau für sich selbst. Sie setzen Korrekturmechanismen außer Kraft und verhindern damit, dass sich das System reguliert."
Unkontrollierte Schattenbanken
Paradebeispiel ist Larry Fink, der größte Vermögensverwalter der Welt, der mit seiner Firma BlackRock Herr über mehr als 4,6 Billionen Dollar ist. Sein Finanzimperium zählt zu den sogenannten Schattenbanken, die nach der Finanzkrise immer größer geworden sind, weil sich Politiker und Aufseher darauf konzentrierten, die klassischen Banken besser zu kontrollieren.
Eine Entwicklung, die selbst einer Insiderin der Finanzelite wie Sandra Navidi Kopfschmerzen bereitet.
"Wir sind auf dem Weg in die nächste Krise. Das letzte, was wir jetzt brauchen, ist eine Deregulierung des Finanzwesens in den USA."