Griechische Nationalgalerie in Athen wiedereröffnet
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Griechenlands neuzeitliche Kunstsammlung befindet sich zum größten Teil in der wiedereröffneten Nationalgalerie in Athen. Ihre Entstehung geht auf König Otto zurück, den bayerischen König auf dem griechischen Thron.
"Es war dringend notwendig, Neuland für diese Arche der griechischen Malerei zu schaffen", sagt die Kunsthistorikerin Marilena Cassimatis. Gemeint ist die Nationalgalerie in Athen, deren Kuratorin sie 30 Jahre lang war. Nach rund zehn Jahren Restaurierung und Erweiterung ist das erste neuzeitliche Kunstmuseum Griechenlands seit diesem Wochenende wieder für das Publikum geöffnet.

Platz gibt es nun genug in der Nationalgalerie in Athen.© imago / ANE Edition
Auf 20.000 Quadratmetern wird nun auf drei Etagen die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts mit einem Fokus auf griechische Künstlerinnen und Künstler gezeigt – eine Verdopplung der Ausstellungsfläche. Nun könne man den Fortschritt der neuzeitlichen griechischen Malerei, die international geprägt sei, darstellen, sagt Cassimatis. Und dieser Fortschritt ist eng mit Bayern verknüpft.
König Otto und seine Offiziere
1832 wurde der Wittelsbacher-Prinz Otto zum ersten König eines unabhängigen Griechenlands gekrönt, elf Jahre nach der Befreiung von der osmanischen Herrschaft. Unter seiner Regentschaft kamen verschiedene bayerische Offiziere ins Land, die für die weitere Entwicklung der griechischen Kunst wichtig werden sollten. Friedrich von Zentner zum Beispiel. Er sollte im königlichen Auftrag die erste griechische Gemäldesammlung anlegen – der Grundstein für die Nationalgalerie.

Für Prinz Charles und seine Frau Camilla öffneten sich die Türen des Museums schon am 24. März 2021, hier gemeinsam mit dem griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis.© picture alliance / Xinhua News Agency | Thomas Waschnewski/Pool
Dazu kontaktierte von Zentner wohlhabende griechische Familien im Ausland und bat sie, Gemälde und Zeichnungen zu spenden. Anders als in anderen europäischen Ländern gab es in Griechenland keine Schätze aus vergangenen Imperien, auf denen man hätte aufbauen können. Die Sammlung begann bei Null und war von Anfang an europäisch angelegt und nicht völkisch, so Cassimatis.
Erste griechische Kunstakademie der Neuzeit
Die bayerische Hauptstadt war zur damaligen Zeit eines der wichtigsten Kulturzentren Europas. Angehende Künstlerinnen und Künstler wurden zum Kunststudium nach München geschickt. Vielen Bildern in der Sammlung merkt man den Einfluss der Münchner Kunstakademie an. Die neue Gemäldesammlung wurde auch gebraucht als Anschauungsmaterial für die erste griechische Akademie für Maler, Dekorateure und Architekten. Pünktlich zum 200. Jahrestag des griechischen Befreiungskampfes zeigt die Nationalgalerie auch Porträts von den Freiheitskämpfern – gemalt von Karl Krazeisen, einem bayerischen Offizier.
(ckr)