Wie deutsche Firmen vom Exportverbot betroffen sind
Wegen des Ukraine-Konflikts und der Sanktionen gegen Russland sind die Exporte deutscher Firmen nach Russland um rund 6,5 Milliarden Euro eingebrochen. Allerdings: Russische Unternehmen treffen die Sanktionen ungleich härter.
Still stehen die Kräne und Bagger des Anlagenbauers Zeppelin auf dem Gelände des Konzernsitzes nahe bei München. Viele dieser meterhohen Maschinen sollten eigentlich im Einsatz sein - in Bergwerken in der Ukraine oder in Russland. Doch seit dem der Ukraine-Konflikt herrscht, ist das Geschäft eingebrochen, in Russland um 30, in der Ukraine sogar um 50 Prozent, sagt Konzernchef Peter Gerstmann.
"Zunächst einmal brechen uns die Vertriebsgebiete weg. Also die Krim ist für uns nicht mehr zugänglich als Vertriebsgebiet. Auf der anderen Seite auch der Osten der Ukraine, der umkämpft wird. Dort mussten wir unsere Mitarbeiter evakuieren. Wir haben unsere Niederlassungen schließen müssen."
Hart treffen das Unternehmen die Sanktionen, die Amerika und die EU gegen Russland verhängt haben. Der Münchner Konzern mit weltweit rund 7.700 Mitarbeitern hat auch zwei Niederlassungen in Russland, eine in Moskau, eine in Sankt Petersburg. Von dort aus vertreibt die Firma Maschinen und Bagger für den Bergbau vornehmlich an russische Staatsunternehmen. Zum Verhängnis wird dem Konzern, dass die meisten Maschinen von Catarpillar, einer amerikanischen Marke, sind.
"Darüber hinaus treffen uns die Sanktionen und zwar in mehrfacher Weise. Wir verkaufen ein amerikanisches Produkt, sind ein deutscher Händler, insofern treffen uns die EU-Sanktionen genauso wie die US-Sanktionen. Und die Reaktion natürlich der russischen Regierung, die keine amerikanischen Produkte mehr an Staatsunternehmen zulässt."
Maschinenbauer besonders betroffen
So wie Zeppelin sind weitere rund 6.000 deutsche Unternehmen in Russland betroffen von den Sanktionen. Seit August 2014 dürfen europäische Unternehmen nach Russland keine sogenannten Dual-Use-Güter mehr liefern. Gemeint sind damit jegliche Güter, die potentiell auch für militärische Zwecke verwendet werden könnten. Darunter fallen auch die meisten Maschinen für die Fertigung von Konsumgütern, sagt Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag:
"Das wird den Maschinenbau betreffen. Für den Maschinenbau ist Russland vor der Krise der viertwichtigste Absatzmarkt weltweit gewesen. Die Dual-Use-Problematik wird einzelne Maschinenbauer betreffen, sodass der russische Markt für sie noch weniger erschlossen bzw. ganz geschlossen bleibt."
Viele Maschinenbauer werden die Sanktionen erst in diesem Jahr zu spüren bekommen. Denn Altverträge waren von den Restriktionen ausgenommen. Negativ auf den deutschen Export haben sich bisher vor allem die Sanktionen gegen russische Banken ausgewirkt, so Volker Treier:
"Die größte Betroffenheit von Sanktionsstufen läuft aber über den Finanzmarktbereich und dadurch indirekt für die deutsche Wirtschaft, nämlich, dass russische Banken sich an europäischen oder westlichen Kapitalmärkten nicht mehr refinanzieren können und dadurch russische Geschäftspartner in liquide Engpässe geraten und Lieferungen dann nicht stattfinden."
Inflation des Rubels schmälert Gewinne
Auch die enorme Inflation des Rubels haben deutsche Exporte nach Russland einbrechen lassen. Zeitweilig hatte die russische Währung 60 Prozent ihres Wertes gegenüber dem Euro eingebüßt. Darunter litt besonders Adidas. Der Sportartikelhersteller aus Deutschland hatte in den vergangenen Jahren Millionen in den Aufbau eigener Filialen in ganz Russland investiert. Doch obwohl die Umsätze im letzten Jahr noch um 20 Prozent gestiegen sind, musste Adidas den Gewinn deutlich nach unten korrigieren, sagt Kommunikationschef Jan Runau:
"Natürlich machen wir unsere Umsätze in Russland in Rubel und dadurch, dass der Rubel so schwach geworden ist durch die Russland-Ukraine-Krise, kommt natürlich davon in Euro deutlich weniger in unserer Bilanz an."
Trotz der Verstimmungen mit dem Westen ist die Sportmarke sehr beliebt in Russland und hat eine lange Tradition. In den 70er- und 80er-Jahren hat der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach den gesamten Sowjet-Sport ausgerüstet. An Rückzug aus dem russischen Markt denkt der Sportartikelhersteller daher keineswegs:
"Langfristig glauben wir wirklich an den russischen Markt und langfristig werden wir sicherlich auch in den russischen Markt investieren. Gerade auch im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2018, die ja ein sehr wichtiges Ereignis im Sportkalender ist und auch für uns als Unternehmen."
Konkurrenten aus China und Südamerika befürchtet
Weniger optimistisch sieht Zeppelin-Konzernchef Peter Gerstmann die Geschäfte mit Russland. Er befürchtet, dass nun Konkurrenten aus China und Südamerika den russischen Markt besetzen:
"Sie können natürlich letztendlich dem Kunden das garantieren, was wir nicht können. Ein Morgen. Wie geht es morgen weiter? Wie können wir Ersatzteile liefern? Wie können Sie Service anbieten? Wir können das auf Sicht fahren, letztendlich sagen: 'Okay, wenn die Sanktionen nicht greifen, bieten wir euch das an'. Sie sagen: 'Die nächsten Jahre stehen wir für euch zur Verfügung'. Und damit verlieren wir Vertrauen."
Einzelne Unternehmen sind stark von den Sanktionen gegen Russland betroffen, gesamtwirtschaftlich betrachtet bleibt der Schaden überschaubar. Nur rund zehn Prozent aller exportierenden Unternehmen in Deutschland machen Geschäfte in Russland, für über 70 Prozent machen diese Exporte maximal ein Viertel ihres Gesamtgeschäftes aus. Schlimmer treffen die Sanktionen Russland: Nach Einschätzung der Weltbank droht dem Land eine Rezession.