Sara Weber: "Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?"
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023
240 Seiten, 18 Euro
Autorin Sara Weber
Wie komme ich hier raus? Ein Ausstieg aus dem beruflichen Hamsterrad wünschen sich viele, doch das System lässt es oftmals nicht zu. © picture alliance / imageBROKER / P. Wegner
"Warum arbeiten wir noch immer wie in den 60er-Jahren?"
06:53 Minuten
Der technologische Fortschritt ist enorm, die Produktivität kontinuierlich gestiegen. Trotzdem funktioniere die Arbeitswelt noch immer nach Prinzipien von gestern, kritisiert die Autorin Sara Weber. Aus ihrer Sicht gibt es längst bessere Modelle.
Der Stress im Berufsleben nimmt zu, das belegen Studien regelmäßig. Corona hat daran nur scheinbar etwas geändert. Zwar gibt es jetzt mehr Flexibilität und Homeoffice. Doch bei vielen hat das nicht zu einer Entlastung geführt. Und in anderen Brachen wurde ohnehin nach alten Mustern weitergeackert. Höchste Zeit, die Art und Weise, wie wir arbeiten, auf den Prüfstand zu stellen, sagt Sara Weber, Autorin des Buches "Die Welt geht unter und ich muss trotzdem arbeiten?"
Während der Pandemie sei die Arbeit für viele weitergelaufen, als sei alles ganz normal - oder sogar noch schwieriger geworden, sagt Weber. Viele seien in dieser Zeit müde geworden, auch sie selbst. "Die Frage, warum machen wir das eigentlich, wieso halten wir nicht inne, wieso läuft alles so weiter - die hat sich ganz vielen Menschen gestellt." Etliche hätten ihre Arbeitsmodelle in dieser Zeit überdacht und den Job oder sogar die Branche gewechselt, auch in Berufe mit niedrigem Einkommen.
Erfolgreiches Experiment mit der Vier-Tage-Woche
"Dass wir weniger arbeiten könnten, ist eine Sache, über die wir sprechen sollten", fordert die Autorin. In anderen Ländern gebe es bereits Versuche in diese Richtung. Als Beispiel nennt Weber das Experiment einer Vier-Tage-Woche in Großbritannien im vergangenen Herbst. Dort sei der Umsatz in den rund 70 beteiligten Unternehmen trotz verringerter Arbeitszeit stabil geblieben.
Für Weber stellt sich daher die Frage, warum wir heute noch so lange wie in den 60er -Jahren arbeiten, als die Fünf-Tage-40-Stunden-Woche eingeführt wurde. In Bezug auf die Arbeitszeit gäbe es seitdem kaum Veränderungen, trotz technologischem Fortschritt und gestiegener Produktivität. Außerdem habe die Anzahl der Beschäftigten zugenommen, auch weil heute mehr Frauen erwerbstätig seien: "Da geht die Rechnung für mich nicht so ganz auf."