Sarah Wieners Speisekammer

Grünkohl – der regionale Superheld

Ein Korb mit abgeschnittenen Grühnkohlblättern.
Nach dem ersten Frost kann er geerntet werden: Grünkohl. © imago/Westend61
Von Sarah Wiener |
Sehr gesund und auch noch hip: Grünkohl liefert die Vitamine C und K, Eisen sowie Ballaststoffe. Wem die deftige Variante mit Speck oder Würstchen nicht schmeckt, der macht aus den Blättern mit Hartkäse, Knoblauch und Walnüssen ein leckeres Pesto.
Grünkohl habe ich eigentlich erst hier in Berlin kennengelernt. Als Wienerin ist man mit Grünkohl nicht so vertraut. Zumindest als ich Kind war, kannte niemand Grünkohl und den gibt es auch bei uns nicht zu erwerben. Wir waren eher bei Weißkraut, Rotkraut, Wirsing und diese Kohlarten.
In Deutschland kannte man den Grünkohl schon seit ewiger Zeit und besonders in Verbindung mit Speck, mit Würstel, mit Schinken – also mit deftiger Hausmannskost. Gerade in Norddeutschland wurde er sehr geschätzt und hatte verschiedene Namen: friesische Palme, Braunkohl, Krauskohl oder Burenkohl.

Grünkohl als neuer Heilsbringer

Eine Zeitlang galt der Grünkohl etwas verrufen als "billiges Arbeiteressen" und erkämpft sich jetzt in den letzen Jahren den Ruf als ein Hipster-People-Essen weltweit zurück. Das heißt in unseren Industrienationen: Grünkohl ist der neue Heilsbringer.
Die gute Nachricht ist: Mit Grünkohl, aber auch mit anderen einheimischen Lebensmitteln so wie Blaubeeren, Leinsamen, Haferflocken, Blütenpollen und Himbeeren braucht man diese exotischen Superfoods gar nicht. Die Werbeindustrie hat mit gezieltem Marketing gerade exotisches Superfood als Objekt der Begierde geschaffen. So etwas wie Quinoa, Goji Beeren, Acai und so weiter. Das wurde dann als großer Heilsbringer verkauft, der uns glücklich und ewig jung hält und gesund. Und dabei müssen wir überhaupt nicht in andere Länder schauen, weil wir selber unser eigenes Superfood haben – und das ist auch noch unschlagbar in der Ökobilanz.

Mehr Vitamin C als in Spinat

Zum Beispiel hat Grünkohl doppelt soviel Vitamin C wie Spinat. Es enthält auch eine große Menge von dem seltenen Vitamin K. Und dieses Vitamin K beugt entzündlichen Prozessen im Körper vor. Es unterstützt die Aufnahme von Kalzium und deswegen ist es gut für unsere Knochen.

Grünkohl ist aber auch besonders gut geeignet für eine fleischlose Ernährung. Es enthält nämlich mehr Eisen und Omega Fettsäuren als Rindfleisch und es hat eine höhere Dosis an Eiweiß und Ballaststoffen. Da ist Grünkohl eines der Superfoods, die mit jeden Nährstoffvergleich mithalten können. Und dann hilft gerade der Grünkohl mit seinen Ballaststoffen der Verdauung. Er bläht weniger als andere Kohlarten. Das ist doch mal eine gute Nachricht.
Zwei Gläser mit grünem Smoothie aus Grünkohl.
Auch beliebt: Grünkohl-Smoothies.© Imago

Der Grünkohl liebt Frost

Die Nordeuropäer essen mit Vorliebe den Grünkohl im Winter, was ja auch Sinn macht, weil genau dann der Grünkohl auch Saison hat. Der Grünkohl braucht mindestens einmal Frost, um wirklich süß zu werden und er lässt sich ganz gut lagern. Ein paar Tage im Kühlschrank, wenn man ihn geerntet hat. Am besten in einem leicht feuchten Tuch einschlagen.
Ganz jungen Grünkohl kann man auch als Salat essen. Ganz beliebt heute sind Grünkohl-Chips statt der üblichen Industriechips und natürlich Grünkohl-Smoothies. Aber Vorsicht bei der Energiedichte und der Belastung für den Magen. Denn zuviel Smoothies sind auch nicht gesund. Und der liebe Gott hat uns die Zähne gegeben und der wird schon wissen, warum.

Tipp: Grünkohl-Pesto

Machen wir doch mal etwas Ungewöhnliches, zum Beispiel ein Grünkohl-Pesto – und zwar macht man das wie ein ganz normales Pesto mit Parmesan oder Hartkäse, mit Walnüssen, die man fein hackt, ein bisschen Knoblauch, ein gutes Öl. Dann püriert man das alles und gießt das mit heißem Wasser oder Gemüsesuppe auf und isst das über eine Pasta und erfreut sich eines guten Mahls.
Guten Appetit.
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