"Die schmutzigen Hände" von Jean-Paul Sartre im Schauspiel Köln, Inszenierung: Bastian Kraft, Premiere am 25. Januar 2019, 19.30 Uhr. Weitere Termine am 27. Januar und im Februar 2019.
Zwischen Macht und Schuld
Jean-Paul Sartres Polit-Drama "Die schmutzigen Hände" hat kaum etwas von seiner Relevanz verloren. Theaterregisseur Bastian Kraft bringt eine Neuinszenierung in Köln auf die Bühne: Ihn fasziniert die Frage, woher politische Überzeugungen kommen.
1948 hat Jean-Paul Sartre das Theaterstück "Die schmutzigen Hände" geschrieben. Das Drama thematisiert die uralte Frage nach Idealismus und Pragmatismus in der Politik und ob Ideale einen politischen Mord rechtfertigen – personifiziert durch die beiden Kommunisten Hugo und Hoederer, deren Diskurs Herzstück des Dramas ist.
Für den Theaterregisseur Bastian Kraft behandelt das Stück exemplarisch und zeitlos die aktuelle Frage zwischen Macht und persönlicher Schuld. Auch deshalb reizte ihn die Neuinszenierung auf der Bühne des Schauspiels Köln. Premiere ist am heutigen Freitag, dem 25. Januar.
Das Stück bietet Resonanzräume
Das Stück werfe die Frage nach dem Verhältnis zwischen Politischem und Privatem auf, sagte Kraft im Deutschlandfunk Kultur. "Und da das eine Frage ist, die mich, seit ich irgendwann ins Erwachsenenalter kam, sehr stark beschäftigt hat – woher überhaupt politische Überzeugungen kommen und wie wir da ins Handeln kommen -, habe ich in dem Stück extrem viele Resonanzräume gefunden, wo es ganz schwierig ist, sich für richtig oder falsch zu entscheiden. Und das ist auch die große Qualität des Stücks: dass es sehr ambivalent bleibt und deswegen auch sehr nah an der Realität ist, in meiner Wahrnehmung."
Für ihn habe das Stück – aus der zeitlichen Distanz – heute etwas Parabelartiges. Kraft fallen etliche Beispiele aus neuerer Zeit ein, die der Hugo-Hoederer-Konflikt widerspiegelt: Etwa das "Ja" der Grünen zu militärischen Einsätzen während der Zeit der rot-grünen Bundesregierung. Oder gewisse Entscheidungen, die US-Präsident Barack Obama während seiner Regierungszeit habe treffen müssen, obwohl sie vielleicht nicht seinen Idealen entsprochen hätten.
Ein Gefühl der Ohnmacht
Allerdings sei die Gesellschaft heute eine andere als in den späten 40er-Jahren. "Einerseits haben die Menschen heute ein größeres Bewusstsein dafür, dass Meinungen gemacht werden, dass politische Überzeugungen immer auch manipulierbar sind. Und es gibt auch ein Bewusstsein für die Komplexität der Zusammenhänge." Leider resultiere daraus heute aber auch oft ein Gefühl von Ohnmacht gegenüber dieser Komplexität. Und dieses Ohnmachtsgefühl diene oft als Entschuldigung dafür, "gar nichts zu tun". Zur Entstehungszeit der "Schmutzigen Hände" wiederum habe es sicher noch ein größeres Bewusstsein dafür gegeben, "was man durch Handeln verändern kann".
(mkn)