"Sascha"

Gesehen von Hans-Ulrich Pönack |
Seine Mutter hat ihn zum Musikstudium gedrängt , sein Vater will einen "echten Kerl" aus ihm machen. Doch eigentlich ist Sascha, dessen Familie aus Monenego stammt, schwul und himmelt den Klavierlehrer an.
"Sascha" zählt zu jenen deutschen Zwischen-den-Welten-Filmen, die mehr und mehr von den verschiedenen Kulturen hierzulande reizvoll, also ansprechend, zu erzählen wissen. Wie kürzlich "Almanya – Willkommen in Deutschland" oder vor einiger Zeit "Salami Aleikum".

Hier befinden wir uns in Köln, wo seit 20 Jahren die Familie des 19-jährigen Sascha (Sasa Kekez) lebt - deren Zusammenleben jetzt, nach der Rückkehr aus dem "Heimaturlaub" in Montenegro, komplizierter werden soll. Denn Sascha, der hier geborene Sohn des montenegrinischen-Patriarchen-Gastwirts Vlado (Pedja Bjelac) und der bodenständigen Kroatin Stanka (Zeljka Preksavec), ist schwul.

Er wusste dies bisher zu verheimlichen, sieht sich aber jetzt in Seelennöten, da sein von ihm angehimmelter Klavierlehrer (Tim Bergmann) aus beruflichen Gründen nach Wien ziehen will.

Seine Mutter möchte aus ihm "etwas Besseres" machen, hat ihn zum Musikstudium gedrängt. Jetzt, kurz vor der Aufnahmeprüfung, ist Vielfach-Stress angesagt. In der Nachbarschaft hat sich die junge Deutsch-Chinesin Jiao (YvonneE Yung-Hee), die Tochter eines Imbissbesitzers, in ihn verguckt, während diese gleichzeitig von seinem etwas tölpeligen Bruder Boki begehrt wird. "Sei ein ganzer Kerl", fordert der Vater; "werde ein guter Konzertpianist", verlangt die Mutter. Sascha kommt mächtig in die Bredouille.

"Eine Emanzipationsgeschichte im Clash of Cultures, ein Coming-Out im Prüfungsstress, Stoff genug für eine Tragikomödie, denn nur mit Humor und Ironie lassen sich Saschas Situation, aber auch die vielfältigen Hoffnungen, Erwartungen und Enttäuschungen seiner Familie und seines Umfelds bündeln", heißt es in der Begründung der Filmbewertungsstelle für das Prädikat "wertvoll".

Und in der Tat geht es einerseits um die Lebensperspektiven einer "spannenden" wie inzwischen völlig normalen deutschen Migrantenfamilie, andererseits um Mentalitätsunterschiede und das kulturelle wie individuelle "Dazwischen-Sein" eines jungen Burschen mit Identitäts- und Rechtfertigungsproblemen. Das alles ist zu einem stimmigen Ganzen verwoben und mit der gelungenen Balance zwischen Schwere und Leichtigkeit dargeboten - von einem Klasse-Ensemble.

Der Debüt-Langfilm des 1977 in Ellwangen geborenen Dennis Todorovic (Nationalität tschechisch-montenegrinisch) "hat was", und davon eine Menge.

Deutschland 2010; Buch + Regie: Dennis Todorovic; Darsteller: Sascha Kekez, Tim Bergmann, Zeljka Preksavec; FSK ab 12 Jahre; Länge: 101 Minuten

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