Satire mit Hakenkreuz

Von Jacqueline Boysen |
Ein Plakat des Künstlers Klaus Staeck sorgte für Aufregung: Sein Entwurf für das Theaterstück "Heil Hitler" von Rolf Hochhuth wurde von der zuständigen Plakatierungsfirma zunächst nicht verteilt, weil er zu "nazifreundlich" sei. Erst nach Intervenierung Hochhuths wurde es aufgehängt. In dem Stück ruft während der Nazi-Zeit ein junger Mann bei jeder Gelegenheit "Heil Hitler" und wird daraufhin ins Irrenhaus gesteckt.
Nicht zuletzt der Irrsinn sei integraler Bestandteil der Hitlerschen Diktatur gewesen - nur schlüssig also, dass in Rolf Hochhuths Stück die jugendliche Hauptperson in einer psychiatrischen Anstalt landet. Allein der Zuschauer weiß, der Wahnsinn hat Methode, soll doch der Tod des unschuldigen und widerständigen Vaters im Irrenhaus gerächt werden. Hochhuths Tragikkomödie bekennt sich zu ihren satirischen Elementen, jüngste filmische Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus von anderen indes lässt der 75-jährige Autor nicht gelten:

"Was ich fatal finde, viel schlimmer als fatal, ist, dass in Filmen wie 'Der Untergang' oder 'Mein Führer' verharmlost wird, so dass junge Menschen, die historisch nicht informiert sind, die Folgerung ziehen müssen, nicht er, nicht Hitler, sondern die Umgebung, die sei Teufel gewesen und hätten den Holocaust durchgeführt."

Im hoch gelobten Film "Der Untergang" werde illustriert, wie Joseph und Magda Goebbels ihre eigenen Kinder vergiften, aber verschwiegen, dass sechs Millionen Juden ermordet wurden, so Hochhuth voller Abscheu. Auch Dani Levys jüngster Film mit Helge Schneider in der Hauptrolle betreibe Geschichtsklitterung und lenke von Hitlers wahren Taten ab, erregt sich der Autor.

"Es ist mir völlig unbegreiflich, wie ein Mann, der selbst Jude ist, eine solche Geschichtsfälschung ins Kino bringen kann."

Anders sein eigenes 2004 als Buch erschienenes Stück, hier darf gelacht werden, denn zugleich werden die Opfer der Diktatur gezeigt. Hatte sich Rolf Hochhuth noch gegen die Inszenierung von "Heil Hitler" in Weimar gewehrt und diese unterbunden, weil sie ihm allein schon durch die Besetzung mit weiblichen Hauptpersonen verfremdend schien, so zeigt sich der 75-jährige Autor mit der Blochbergerschen Inszenierung allemal zufrieden.

Und dass dem umstrittenen Plakat Gerechtigkeit widerfahren sei, erfüllt den Autor des "Stellvertreter" gleichfalls mit Genugtuung. Die Karikatur aus der Feder des Satirikers Kurt Halbritter passe zu seiner Idee, obgleich sich Regisseur Lutz Blochberger offenbar eher mit dem Gegenentwurf angefreundet hatte:

"Es gab einen anderen Entwurf, den ich bevorzugt hätte, nichts gegen den geschätzten Klaus Staeck. Aber das andere Plakat war abstrakter, verfremdet, also mit diesem Plakat habe ich nichts zu tun. Es ist der einzige Punkt, wo unsere Zusammenarbeit nicht geklappt hat, also konträr auseinander gelaufen ist."

Hochhuth aber sagt, er sei fürs Konkrete, verzichtet die Inszenierung also auf die drastischen Insignien der Diktatur, so gehörten Hakenkreuz und "Deutscher Gruß" gleichwohl auf das satirische Plakat.