"Eine Million ist für Deutschland Rekord"
Wegen der Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte hat Helmut Kohl eine Million Euro Schadensersatz zugesprochen bekommen. Die hohe Summe orientiere sich "ein Stückchen an der historischen Dimension", meint Journalist Hans Leyendecker.
Es sei die höchste Summe, die bisher in Deutschland einem Betroffenen als Schadensersatz zugesprochen worden sei, betont Leyendecker. Die vom Landgericht Köln festgelegte Entschädigung sei auch deswegen so hoch ausgefallen, weil es sich in dem Fall um einen "unglaublichen Vertrauensbruch" gehandelt habe, "bei einer Person, die Geschichte geschrieben hat".
Kohls Ex-Biograf Heribert Schwan hatte über 100 unautorisierte Zitate Kohls in seinem Bestseller "Vermächtnis – Die Kohl-Protokolle" veröffentlicht. Sie stammen von Gesprächen, die der damalige Biograf Schwan mit dem Altkanzler geführt und auf Tonband aufgezeichnet hatte.
Ein "unglaublicher Vertrauensbruch"
"Herr Schwan kam da nicht als Journalist rein, sondern als Vertragspartner", sagt Leyendecker. Er sei vom Verlag als Biograf beauftragt und zum Stillschweigen verpflichtet worden. "Kohl ging davon aus, dass er das letzte Wort habe, wenn etwas veröffentlicht wird", sagt Hans Leyendecker. "Und darüber hat der Autor sich hinweggesetzt."
Für Kohl sei aufgrund der Veröffentlichungen ein außerordentlicher Schaden entstanden. Es könne ja sein, dass Schwan die Äußerungen "für historisch relevant und hochinteressant" gehalten habe. "Und er meinte, dass es sonst verloren gehen würde." Letztendlich sei mit den Äußerungen Kohls aber "Schindluder" getrieben worden.