"Schande"

Auch acht Jahre nach der Abschaffung der Apartheid ist Südafrika nicht zur Ruhe gekommen, sind die alten Konflikte immer noch spürbar und die Wunden nicht verheilt.
Die schwarze Bevölkerung kämpft weiterhin um ihr wirtschaftliches Überleben, während sich die Weißen hinter ihren Villen mit Hochsicherheitszäunen verbarrikadiert haben. Wie im Roman so liefert auch im Film diese beunruhigende Postapartheidstimmung den Hintergrund für eine tragische Familiengeschichte.

Auch Regisseur Steve Jacobs zeigt, wie politische Bedingungen persönliche Beziehungen beeinflussen, das Privatleben mitbestimmen. Was bedeutet es in einem ehemaligen Apartheidsland, wenn ein weißer Literaturprofessor eine schwarze Studentin zu einer Affäre zwingt? Geht die Unterdrückung dann weiter? Darf eine junge, weiße Frau eine kleine Farm in Südafrika führen? Oder gehört sie gar nicht in das Land? Geht die Schuld ihrer Eltern, die Südafrika einst mit ausgebeutet haben, auch auf sie über?

Um diese Fragen kreist der Film, der mit John Malkovich als zynischen Literaturprofessor genialisch besetzt ist. In seiner Menschenfeindlichkeit erinnert er an den grausamen, von Marlon Brando gespielten General in "Apokalypse Now". Auch Malkovichs Figur scheint in das Herz der Finsternis geblickt zu haben, und brüskiert seine Umwelt nun mit einem allumfassenden und arroganten Nihilismus. Gleichzeitig ist er ein von Schuldgefühlen geplagter Vater, der seine Tochter von einer immer unberechenbarer werdenden Umgebung schützen möchte.

Australien, Südafrika 2008, Regie: Steve Jacobs. Mit: John Malkovich, Paula Arundell, Jessica Haines. Farbe, 120 Minuten

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